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Archiv-Artikel

Illusionen produziert

betr.: „Der Traum vom Wachstum. In Deutschland werden Rohstoffmangel und Sättigungseffekte Wirtschaftswachstum auf Dauer nicht mehr zulassen“ von B. Janzing, taz vom 26. 4. 05

Dass die einfache und unwiderlegbare Wahrheit, die den Kommentar von Bernward Janzing kennzeichnet, es so schwer hat, sich durchzusetzen, ist zunächst kaum zu verstehen. Dabei hätte man schon in den Sechzigerjahren erkennen können, dass die Wirtschaft der Bundesrepublik keineswegs um einen stabilen Prozentsatz, sondern höchstens um eine bestimmte Produktenmenge, also um einen stetig sinkenden Prozentsatz wuchs. Die Staatshaushalte und Sozialsysteme wurden dagegen immer unter der Voraussetzung eines stabilen exponentiellen Wachstums geplant und eingerichtet. Folgen waren die pausenlos wachsende Staatsverschuldung und die Überforderung der Sozialsysteme.

Dass die meisten Ökonomen diesen einfachen Sachverhalt nicht erkennen können (und wollen) liegt daran, dass sie davon leben, Illusionen zu produzieren und Ratschläge zu erteilen, die sich an den kurzfristigen Interessen ihrer Auftraggeber orientieren, wobei sie nicht riskieren, Fehlschläge verantworten zu müssen. Politikerinnen und Politiker hingegen müssten sich fragen lassen (und selber fragen), ob sie sich auf Dauer leisten können, eine Politik zu betreiben, die die Probleme, die sie doch eigentlich lösen sollte, immer noch weiter steigert. URS MÜLLER-PLANTENBERG, Warschau, Polen