piwik no script img

Archiv-Artikel

local shortcuts

Cinéfête 2012

Die Franzosen sind ja zurecht auf vieles stolz: auf ihren Wein, den Käse, die Lebensart, die culture – und da besonders das Kino. Wenn bei den Filmfestspielen in Cannes alle Jahre wieder auch noch die scheußlichsten gallischen Machwerke hochgejubelt werden, ist das nur ein anrührender Auswuchs dieser patriotischen Cinéphilie. Am liebsten wäre es den Franzosen außerdem, alle Welt spräche die schönste Sprache der Welt – natürlich die ihre. Doch da immer weniger deutsche SchülerInnen Lust haben, die Unterschiede zwischen accent grave und accent aigu zu pauken, hatte man im „service culturel“ der „Ambassade de France à Berlin“ l’excellente idée, die deutschen SchülerInnen hochoffiziell mit französischer Filmkunst zu missionieren. Im europäischen Jahr der Sprachen 2000 wurde das erste Programm, ausgestattet mit neun französischen Filmen in Originalfassungen mit Untertiteln und umfangreichen pädagogischen Begleitheften, auf Reise durch deutsche Städte geschickt, sodass LehrerInnen sie gut in ihren Sprachunterricht einfügen konnten. Der Erfolg war groß: Die erste Cinéfête hatte 75.000 Besucher, bei der nächsten Ausgabe wurden 117.712 SchülerInnen gezählt. Wenn in Bremen mit der Schauburg, der Gondel, dem Atlantis und dem City 46 gleich drei Spielstätten die sieben Filme der zwölften Cinéfête zeigen, gibt das einen Eindruck davon, wie beliebt diese Sprachlektionen im Kino bei Lernenden wie Lehrenden sind. Die Filme werden in den Originalfassungen mit Untertiteln gezeigt und sind sowohl vom Inhalt wie auch von der Komplexität der Sprache her nach den Lernjahren gestaffelt.

Die Schulvorführungen finden ab 8.15 Uhr (!) statt. Abgesehen von zwei reinen Kinderfilmen wird das Programm mit Publikumslieblingen der letzten Jahre in diesem Jahr aber abends im City 46 gezeigt.

Dies sind: „Oscar et la Dame“ von Eric-Emmanuel Schmitt, in dem ein 10-jährige Oscar unheilbar an Krebs erkrankter von einer Dame in Rosa aufgemuntert wird. „Le hérisson“ von Mona Achache, in dem von der Freundschaft eines eigenwilligen Mädchens zu der nur an der Oberfläche mürrischen Concierge eines eleganten Pariser Wohnhauses erzählt wird. „Le premier jour du reste de ta vie“ von Rémi Bezançon ist das Porträt eines Taxifahrers, seiner Frau, die gerade ihr Kunststudium beginnt und ihrer drei Kinder. In der anarchistischen Komödie „Micmacs“ von Jean-Pierre Jeunet begibt sich ein skurriler Außenseiter mit einer Kugel im Kopf mit der Hilfe der Bewohner einer Pariser Schrotthalde auf einen bizarren Rachefeldzug gegen die Mächtigen ihres Quartiers. „Molière“ von Laurent Tirard ist schließlich ein aufwendig inszeniertes Historiendrama über die Anfänge der Karriere des großen Franzosen, der 1644 noch arm und unbekannt war. Dies ist Frankreichs Antwort auf „Shakespeare in Love“.

Informationen unter www.institutfrancais.de/-Cinefete,www.bremerfilmkunsttheater.de und www.city46.de