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Archiv-Artikel

STARALBUM: ROBERT PATTINSON Der Umschwärmte

Zum Finale der Berlinale haben die Fotografen im Pressekonferenzsaal des Hyatt noch mal viel zu knipsen und die Fans draußen in der Kälte viel zu kreischen. Robert Pattinson – ja, liebe Kinder, DER Robert Pattinson – ist in der Stadt, um „Bel Ami“ vorzustellen, eine überflüssige weitere Verfilmung des Guy-de-Maupassant-Romans über einen dauergeilen, skrupellosen Aufsteiger im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts – ein Schelm, wer da Parallelen zu Robert Pattinson zieht, der durch seine Rolle in der Vampirsaga „Twilight“ aus dem Nichts zum Liebling von Klatschspalten und 13-jährigen Mädchen wurde.

Seine Figur Georges Duroy hat es eher mit älteren Frauen, die ihm die Türen der feinen Pariser Gesellschaft öffnen (und die ihrer Schlafzimmer), am Ende heiratet er aber die minderjährige Tochter seines größten Widersachers – sein finaler Triumph. „Er hat das Gefühl, Anspruch auf diesen Reichtum zu haben“, sagt Pattinson, der in Sachen Tiefe nicht nur dem atemberaubenden Dekolleté seiner Filmpartnerin Christina Ricci hoffnungslos unterlegen ist. Wie ein Schuljunge im Pub hängt er neben der ungleich erfahreneren Kollegin mit der majestätisch aufrechten Körperhaltung und redet, wie ihm der Londoner Schnabel gewachsen ist. Manchmal prustet er los, und keiner lacht mit.

Die größte Sorge des 25-Jährigen bei den Dreharbeiten war es, dass Regisseur Declan Donnellan ihm das Krafttraining verboten hatte, weil im 19. Jahrhundert niemand einen Sixpack hatte. Und so musste der arme Junge nun Ricci und Uma Thurman verführen. „Das klingt erst mal super – bis man das Hemd ausziehen soll“, sagt Pattinson.

Natürlich fragt ein Journalist nach Pattinsons neuer, raspelkurzer Frisur. Die Antwort steht seinen anderen Aussagen in nichts nach. „Beim Laufen haben mich die Haare gestört“, erklärt er, „also habe ich sie abrasiert.“ Pattinson wirkt in natura genauso eindimensional wie auf der Leinwand. Da kann Regisseur Donnellan ihn noch so überschwänglich dafür loben, dass er die Verletzlichkeit der Figur sofort verstanden habe und dass er überhaupt das glatte Gegenteil seiner Rolle sei, die ja ohne Talent erfolgreich geworden sei (im Ernst, ich schwöre!) und so weiter und so bla.

Zweieinhalb Gesichtsausdrücke haben Pattinson zum Star gemacht, zum Schauspieler allerdings noch lange nicht. Noch lebt er gut davon, dass das zumindest den Dreizehnjährigen vor dem Hyatt herzlich egal ist.

DAVID DENK