: Ganz entspannt auf die Oberschulen
BILDUNG Auch im zweiten Jahr nach der Schulstrukturreform bleibt der große Run auf die Gymnasien aus. Viele Eltern haben die vom rot-roten Senat durchgesetzten Veränderungen offenbar angenommen
Weniger Anmeldungen als im vergangenen Jahr verzeichnen Berlins Oberschulen, an denen sich die jetzigen SechstklässlerInnen der Grundschulen noch bis Mittwoch um Plätze bewerben müssen. Der Rückgang ist allerdings allein darin begründet, dass ein Jahr zuvor ein stärkerer Jahrgang an die Oberschulen kam – durch das 2005 herabgesetzte Eintrittsalter in die Grundschulen.
Während 2011 rund 27.500 Siebtklässler in den Oberschulen ankamen, sind es in diesem Jahr etwa 3.000 weniger. Die haben die Wahl zwischen den neuen Integrierten Sekundarschulen (ISS) und den Gymnasien. Der Run auf diese blieb auch im zweiten Jahr nach der Schulreform offenbar aus: „Wie immer“ mehr Anmeldungen als Plätze, aber „keinen Ansturm“, meldet etwa das angesehene John-Lennon-Gymnasium in Mitte. Und auch das beliebte Neuköllner Albert-Einstein-Gymnasium verzeichnet „die übliche Übernachfrage – aber nicht so stark“. Komplett verschieden sind an beiden Schulen die Eindrücke davon, wie Eltern mit dem mit der Schulreform geänderten Anmeldeverfahren umgehen: „Totale Verunsicherung“ erlebt Einstein-Direktor Holger Ambrosius. Lennon-Leiter Jochen Pfeifer macht dagegen „große Zufriedenheit bei den Eltern“ aus, die das Verlosen von Schulplätzen bei zu hoher Nachfrage als gerechter empfänden als das alte Kriterium – die Wohnortnähe zur Schule.
Viele gut informierte Eltern verhielten sich taktisch, meint Paul Schuknecht, Leiter der Friedensburg-Sekundarschule und Vorsitzender der Berliner Schulleitervereinigung: Sie warteten mit der Anmeldung, bis absehbar sei, ob eine Schule übernachgefragt sei und dann Plätze verlosen muss. Er rechnet deshalb mit vielen Anmeldungen noch in den letzten zwei Tagen der Frist. Doch auch seine Sekundarschule hat schon mehr Nachfrage als Plätze im Angebot. Alke Wierth