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Archiv-Artikel

kochen mit youssou n‘dour

Die senegalesische Küche ist nicht gerade für ihre Vielfalt bekannt. An den meisten Tagen gibt es Reis mit Fisch, der je nach Finanzlage mal größer, mal kleiner ausfällt. Etwas seltener wird Mafé gegessen: Fleisch mit einer Erdnusssoße, die so schwer im Magen liegt, dass man sich nach dem Essen besser keine größeren Aktivitäten vornimmt.

Der Musiker Youssou N‘Dour tritt nun als Autor eines Buchs hervor, in dem er Zubereitung und Zutaten der senegalesischen Küche vorstellt. Männer haben im Senegal in der Küche zwar so wenig zu suchen wie Frauen in der Ringkampfarena. Youssou N‘Dour aber preist die Vorzüge seiner Heimat nur zu gerne an: Erst komponierte er für die Fußballer seines Landes ein Loblied zur WM 2002, dann veröffentlichte er die CD „Egypt“, auf der er den senegalesischen Islam preist, und sollte sein Land eine neue Nationalhymne wünschen, wäre N‘Dour der erste, der es in höchsten Tönen besingen würde.

Nun lobt er also das senegalesische Essen, nein vielmehr die Kochkunst seiner Mutter Sokhna. Der Band aus der Reihe „Die Küche meiner Mutter“ bietet neben 53 Rezepten aus dem Hause N‘Dour großformatige Fotos, die Kochen als (zeitaufwändiges) Ereignis feiern. So schön der Band auch ist, die meisten Rezepte sind nahezu unmöglich nachzukochen: Viele Zutaten sind in Deutschland nur schwer erhältlich, die Gerichte erfordern zudem viel Zeit und Erfahrung. So nimmt die rituelle Zubereitung des „Ataya“ schon mal ganze Abende in Anspruch. Die Umschreibung dieses braunen, süßen und schaumigen Gesöffs als „Grüner Tee mit Minze“ ist allerdings so präzise, als würde man Kaffee ein „koffeinhaltiges Heißgetränk“ nennen.

In einem Glossar werden die typischen Zutaten in Wort und Bild vorgestellt: etwa der Flussbarsch „Capitaine“, der wohl nach dem Forscher Kapitän Jacquier benannt is: Letzterer soll aufgrund einer Krankheit ebenso glupschäugig ausgesehen haben wie der besagte Fisch. Auch Tomatenmark aus der Dose und Maggi-Brühwürfel fehlen nicht. Vom Feinschmecker verpönt, belegen diese Produkte den postkolonialen Wandel der Kochkultur: Heute gehören sie zu Senegals Küche ebenso wie Reis und Fisch.

„Thiéboudienne“, was auf Wolof Reis mit Fisch bedeutet, ist natürlich eine von Youssou N‘Dours Lieblingsspeisen. Interessant ist der Hinweis, dass der Reiskonsum in Westafrika vor allem in der Kolonialzeit befördert wurde. Die Franzosen suchten damals nach neuen Absatzmärkten für den Reis aus Indochina.

MORITZ BEHRENDT

Youssou N‘Dour: Die Küche meiner Mutter - Senegal. Mit Fotos von Isabelle Rozenbaum. Christian Verlag, München 2004, 192 S., 29,95 E.