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Archiv-Artikel

Arme Hunde und Katzen

betr.: „Künast auf den Hund gekommen“, taz vom 28. 4. 05

Renate Künasts Initiative gegen Hundefellimporte scheint ein Feigenblatt, zeigt aber an einem Randbereich das eigentliche Problem.

Was nützen höhere Standards in der Schweinemast oder Legehennenhaltung, wenn Großerzeuger dank der Globalisierung ins Ausland abwandern und dann etwas importieren, was bei uns so gar nicht produziert werden dürfte? Die Gerichte verbieten die Tötung von Hund und Katze zur Pelzproduktion schon längst. Bei uns. Der Import ist jedoch erlaubt. Foie gras – durch das brutale Stopfen von Gänsen erzeugte Leberpastete – darf bei uns nicht erzeugt, wohl aber aus Frankreich importiert werden. So ein Blödsinn! Tierversuche für schmückende Kosmetik sind europaweit verboten, aber was schert das Global Player mit Versuchslabors in Übersee? Für die ist eine solche Regelung sogar rentabel, weil die örtliche Konkurrenz durch die heute noch teureren Alternativmethoden benachteiligt wird!

Tierschutz in der (Land)wirtschaft ist einfach ein Widerspruch in sich. Wer konsequent Tiere schützen will, muss sich offensichtlich dem System verweigern. VOLKER KÖNIG, Tönisvorst

Lassen wir mal all die seit Jahrzehnten bekannten Gebiete der Tierausbeutung beiseite, auf denen Zustände herrschen, die barbarischer sind als je in der Geschichte des Tyrannosaurus Mensch, und reden nur von den „Pelztieren“. Warum konnten England, die Schweiz und Österreich die Pelz„farmen“ abschaffen, die USA den Import kanadischer Robbenfelle verbieten – und die „rot-grüne“ Regierung nicht? Ihre Verlautbarung klingt so, als ob sie das Thema gerade erst entdeckt hätte, im voraussichtlich letzten Jahr ihrer Gestaltungsmöglichkeiten. Und nun erst mal Ausschüsse gründen. Und jetzt mal „erwägen“, den Import von Hunde- und Katzenfellen aus China zu verbieten, wo sie vom lebenden Tier gewonnen werden.

Pelzfarmen sind übrigens nicht nur „zum Teil“ katastrophal, sondern ausnahmslos. Eine „artgerechte“ „Haltung“, wie weit man diesen Begriff auch dehnen mag, ist bei diesen Wildtieren schlechterdings nicht möglich und jede „Farm“ somit ein flagranter Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Nach diesem glorreichen „Kampf“ der rot-grünen Regierung können sich die Tiere demnächst auf ihre neuen Herren freuen: zum Beispiel den Jäger Carstensen, der das Töten so liebt, dass er einen Hochstand im eigenen Garten hat; den – ohne Anführungszeichen – kämpferischen Jürgen Rüttgers, der jahrelang an vorderster Front die Aufnahme des (miniminimalsten) Tierschutzes ins Grundgesetz verhindert hat; und all die Vertreter der Lobbys aus Landwirtschaft, Pharmaindustrie und Jägernetzwerken, die ihre Möglichkeiten jetzt schon im Bundesrat ungeniert nutzen und am Hebel der vollen Macht erst noch so richtig Nägel mit Köpfen machen werden. SINA WALDEN, München

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