Musikalische Botschafter

REGGAE Ihre große Zeit hatten „Third World“ und Don Carlos in den 80ern mit Disco-affinem Crossover-Reggae. Ihre Berufung als Botschafter der kleinen Karibik-Insel nehmen die Urgesteine auch heute noch ernst

Auch eine der ersten Reggae-Rap-Kollaborationen geht auf das „Third World“-Konto

VON ROBERT MATTHIES

Einen großen Vorteil hatten „Third World“ Mitte der 70er in der Kingstoner Club-Szene. Nur wenige andere Bands waren mit Musikern derart gut bestückt, dass sie ohne Soundsystem-Unterstützung all die beliebten Songs spielen konnten. Genau diese Fähigkeit aber war anfangs auch das größte Hindernis für die Karriere des ambitionierten Sextetts. An einen Plattenvertrag zu kommen, schien unmöglich – die meisten Labels auf Jamaika waren in den Händen der mächtigen Soundsystems.

„Third World“ lösten das Problem während einer Großbritannien-Tournee und unterzeichneten einen Vertrag mit „Island Records“, damals das größte Indie-Label der Welt. 1974 erschien die erste Single „Railroad Track“ und „Island“ schickte die Jamaikaner gleich als Bob Marleys Vorband erneut auf Tournee durch Europa. Wo „Third World“ drei Jahre später mit ihrem zweiten Album „96° in the Shade“ und dem gleichnamigen Titelsong dann auch den Durchbruch in die Kritikerherzen und an den Plattenladenkassen erlebten.

Mit zahmem, poliertem und kommerziell orientiertem funky Disco-Reggae waren die Jamaiker bis in die 80er höchst erfolgreich, tourten unter anderem mit Stevie Wonder durch die Welt, landeten regelmäßig weiter oben in den Charts und wurden auch auf Jamaika zu gefeierten Helden. Auch eine der ersten Reggae-Rap-Kollaborationen geht auf das „Third World“-Konto.

An die großen 80er-Erfolge konnten die sechs Jamaikaner zwar in den letzten Jahren auch mit Unterstützung von Shaggy, Bounty Killer und Co. nicht mehr anschließen. Als „Reggae Ambassadors“, wie sie sich Anfang der 90er beschrieben haben, leisten sie auch nach 33 Jahren noch ganze Arbeit.

Wie auch Don Carlos, der zweite Act des Abends, seit 36 Jahren im Geschäft. Erst als Sänger des Reggae-Trios „Black Uhuru“, in den 80ern solo in den Dancehalls und später wieder mit verschiedenen „Black Uhuru“-Inkarnationen. Und hier liegt der Unterschied zu „Third World“: Mit wachsendem Erfolg.

■ Do, 6. 8., 21 Uhr, Fabrik, Barnerstraße 36