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Archiv-Artikel

Solingen integriert klasse

Bertelsmann-Stiftung belobigt städtische Arbeit

Die Stadt Solingen überzeugt mit Integrationskraft. Sie ist beim Wettbewerb „Integration ist kein Zufall“, den die Bertelsmann Stiftung bundesweit ausgeschrieben hatte, für ihr gesamtheitliches Konzept ausgezeichnet worden – als einzige Stadt in Nordrhein-Westfalen.

„In der Stadt Solingen wird die Integration von Zuwanderern in allen Ressorts mitgedacht“, begründet Lale Akgün, SPD-Bundesabgeordnete aus NRW und Vorsitzende der Jury die Entscheidung. Die Stadt sei immer bereit, neue Wege zu gehen: Zum Beispiel als Wegbereiter für ein neues Modell der Mitbestimmung wie dem Integrationsrat. Auch habe die Stadt stark dafür geworben, zum Standort für das Landeszentrum für Zuwanderung zu werden – Akgün hat die Landeseinrichtung selbst fünf Jahre lang geleitet. „Allein dass der Teil der Familie Genc, die den Brandanschlag von 1993 überlebte, noch dort wohnt, ist ein Beweis dafür, dass Solingen es ernst meint mit der Integration“, sagt Akgün.

„Nach dem Anschlag hat die Stadt viel besser mit uns Migrantenvertretern zusammengearbeitet“, erinnert sich Pino Mamone, Vorsitzender des Integrationsrates. Als „Solinger italienischer Herkunft“ sei er sehr stolz auf den Preis für seine Stadt.

Anne Wehkamp, Ausländerbeauftragte der Stadt Solingen, will die Auszeichnung aber nicht auf eine Imagepflege nach dem Brandanschlag reduziert wissen. „Solche Strukturen kann man nicht in zehn Jahren aufbauen“, sagt sie. Solingen hatte 1989 per Urwahl einen der ersten Ausländerbeiräte NRWs ins Leben gerufen. Bereits 1976 gab die Stadt den ersten Bericht zur Integration von MigrantInnen heraus. Heute sind 20 Prozent der EinwohnerInnen dort ausländischer Herkunft.

Seit vier Jahren ist das Thema Integration in Solingen zur Querschnittsaufgabe avanciert. Dafür wurde eine Steuerungsgruppe aus städtischen MitarbeiterInnen, Wohlfahrtsverbänden und Migrantenorganisationen eingerichtet. „So haben wir zum Beispiel erreicht, dass Eltern von Kindern, die kurz vor der Einschulung stehen, vermehrt an Sprachkursen teilnehmen.“ Zu den Beispielen für eine gelungene Integrationspolitik zählt die Jury auch die Einrichtung eines Jugendparlaments, in dem 40 Prozent der Jugendlichen einen Migrationshintergrund hat.

Außerdem wirbt die Verwaltung seit einigen Jahren dafür, mehr Migrantenjugendliche auszubilden. „Wir konnten die Zahl verdoppeln“, sagt Wehkamp. Zur Verbesserung der „Kundenorientierung“ lege die Stadt zudem viel Wert auf die interkulturelle Schulung ihrer MitarbeiterInnen. „Sie lernen zum Beispiel, wie man türkische Namen richtig ausspricht.“ Oder sich in Geduld zu üben, wenn ein „Kunde“ nicht perfekt Deutsch spricht. NATALIE WIESMANN