: Diskriminierende Hypothekenbanken
New Yorks Staatsanwalt Eliot Spitzer legt sich einmal mehr mit den Großen der US-Finanzbranche an
NEW YORK taz ■ Der New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer hat wieder zugeschlagen. Diesmal hat sich der Demokrat, der sich gern als „Anwalt des Volkes“ gibt und als Anwärter auf den New Yorker Gouverneursposten gilt, die größten US-Anbieter von Hypotheken vorgeknöpft.
Schon Ende März hat er mit einer Untersuchung der Großbanken begonnen, wie das Wall Street Journal erst letzte Woche enthüllte. Demnach forderte er Unterlagen etwa von der Bank of America, Citigroup und HSBC an, um zu überprüfen, ob sie Kunden wegen ihrer Hautfarbe diskriminiert haben. Die Banken, so der Verdacht, hätten insbesondere Afroamerikanern überteuerte Hypotheken verkauft. Diese Hypotheken mit hohem Risikoaufschlag werden üblicherweise an Kunden vergeben, von denen die Banken annehmen, sie könnten Schwierigkeiten mit der Rückzahlung haben.
Spitzer kann sich dabei auf eine aktuelle Untersuchung von Daten stützen, die Banken gegenüber den Aufsichtsbehörden angeben müssen. Demnach wurden diese teuren Hypotheken doppelt so oft an Schwarze wie an Weiße vergeben – in New York sogar dreimal so häufig.
Unterstützt wird Spitzer von Verbraucherschützern und Bürgerrechtlern, die sich schon seit Jahren über die aggressiven Verkaufsmethoden der Banken in den Armenvierteln beschweren. Die Hypotheken mit den überhöhten Zinssätzen würden auch an Frauen und ältere Leute verkauft, die oft keine Ahnung hätten, worauf sie sich eingelassen haben.
Sollte sich Spitzers Verdacht bestätigen, könnte es die Branche, die 2003 Darlehen im Umfang von 3,8 Milliarden Dollar vergeben hat, teuer zu stehen kommen. Seine Untersuchungen skandalgeplagter Branchen endeten immer mit radikalen Reformen. Die schuldigen Firmen mussten tief in die Taschen greifen – so zum Beispiel erst im Januar der Versicherungsmakler Marsh & McLennan, der im Rahmen eines Vergleichs wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation 850 Millionen Dollar zu zahlen hatte.
Die Banken beteuerten nun, dass sie mit Spitzer kooperieren werden, betonten aber zugleich ihre Unschuld. Es gebe eine einfache Erklärung für den hohen Anteil teurer Hypotheken, die an Schwarze vergeben werden. Sie hätten eben im Durchschnitt geringere Einkommen, höhere Schulden und daher eine unsichere Zukunft als ihre weißen Mitbürger. Je höher aber das Risiko, desto höher der Preis.
HEIKE WIPPERFÜRTH