: Togos umstrittener Präsident
Er vertritt eine junge Generation und eine alte Politik. Faure Gnassingbé, Präsident von Togo, ist ein treuer Verteidiger des Regimes, das sein im Februar verstorbener Vater Gnassingbé Eyadéma in 38 Jahren Gewaltherrschaft errichtet hatte: ein Klüngelregime, in dem Staatspartei, Militärführung und Wirtschaftselite untrennbar verwoben sind.
Um dieses Regime aufrechtzuerhalten, trat er zur Präsidentenwahl vom 24. April an und wurde zum Sieger mit rund 60 Prozent erklärt, obwohl zahlreiche massive Unregelmäßigkeiten bekundet worden waren. Nicht einmal sein Vater hatte sich bei den wenigen pluralistischen Wahlen einen so hohen Sieg gegönnt.
Geboren 1966 als einer von mutmaßlich mehreren Dutzend Söhnen seines mächtigen Vaters genoss Faure Gnassingbé nach eigenen Angaben eine strenge Erziehung, wo er französische Soldatenlieder auswendig lernen musste, und kam mit 16 auf ein Militärinternat in Frankreich. Soldat wurde er nicht, sondern studierte Management in Frankreich und den USA, bevor er 1999 nach Togo zurückkehrte und ins Parlament eintrat. Dann machte sein Vater ihn zum Minister für Bergbau, öffentliche Bauten und Telekommunikation – drei Bereiche, die wie geschaffen sind für Korruption.
Oppositionelle werfen ihm vor, er habe in dieser Funktion das Familienvermögen verwaltet und eine mafiöse Handelsstruktur protegiert. „Ich muss nicht Präsident sein, um gut leben zu können“, sagte er unlängst dazu. Als sein Vater am 5. Februar starb, erklärte ihn das Militär zum neuen Staatschef, entgegen der Verfassung. Er musste drei Wochen später auf internationalen Druck zurücktreten, damit der Parlamentspräsident als Übergangsstaatschef die Präsidentschaftswahlen vorbereiten konnte – aber er residierte weiter im Präsidentenpalast und flog mit der Präsidentenmaschine.
Von französischen Beratern umgeben, bereitete er seinen Wahlsieg als Kandidat der Regierungspartei vor. Sein Demokratieverständnis offenbarte er kurz vor der Wahl, als er Marokko zum Modell erklärte, wo es nach dem Tod von König Hassan II. 1999 einen geräuschlosen Übergang zum Sohn Mohammed VI. gegeben hatte. „Ich tue alles für den Wahlsieg“, sagte er. Das tut er jetzt auch. Aber für die internationale Anerkennung müsste er auch etwas tun, wenn er im Amt bleiben will.
DOMINIC JOHNSON