: Immer nur hinaus, auch zum 1. Mai
In Heide hielt man wenig von den Empfehlungen des Bürgermeisters und bezog auf der Straße Stellung gegen Nazis
„Geh doch nach Hause“, musste sich Ulf Stecher anhören, als er in Heide bei der 1.-Mai-Kundgebung des DGB ans Rednerpult trat. Viele Demonstranten waren verärgert. Denn Stecher, Bürgermeister von Heide, hatte die „Bevölkerung“ des schleswig-holsteinischen Städtchen aufgerufen, an dem Tag nicht auf die Straße zum Protest gegen einen Neonazi-Aufmarsch zu gehen.
„Bleiben sie einfach zu Hause“, forderte Stecher vor Tagen. Schließlich gebe es „nichts Schlimmeres“ für die Rechten, als wenn sie nicht „zur Kenntnis“ genommen würden, meinte er gegenüber der Presse. Doch der Aufmarsch der „Freien Kameradschaften“ am Tag der Arbeit blieb dann doch nicht ungestört.
Kaum waren die etwa 170 Neonazis am Bahnhof in Heide angekommen, brachen auch schon an die 300 Demonstranten von der DGB-Veranstaltung auf. Im lautstarken Protest waren die Parolen der Rechten: „Arbeit nur für Deutsche“ kaum zu hören. Nur geschützt durch einen massiven Polizeieinsatz von etwa 400 Beamten konnten sie durch die Stadt marschieren. Mehrmals kam es zu Blockaden und Auseinandersetzungen. Die Polizei kesselte dabei an die 70 überwiegend jugendliche Demonstranten für fast fünf Stunden in der Innenstadt ein.
Der breite Protest hatte die Polizei überrascht. Doch schon die Leserbriefe zu Stechers Empfehlung deuteten an, dass die Bewohner Heides den Marsch nicht ignorieren wollten. „Die demokratischen Kräfte können sich doch nicht verstecken“, erklärte Klaus Kronberg, Sprecher des Grünen-Kreisverbands. Und DGB-Regionsvorsitzender Karsten Wessels sagte: „Angesichts der Geschichte des 1. Mai ist der Aufmarsch eine Provokation für alle Demokraten, die gemeinsam handeln müssen.“ Andreas Speit