: Unrühmliches Ende
tv.nrw gibt auf – und will als NRW TV doch weitermachen
Schon wieder droht Abwanderung im Medienwunderland NRW. Doch gemach: Diesmal lockt kein schnöder Medienstandort im Osten einen klammen Sender weg. Vielmehr geht es westwärts: Aus tv.nrw könnte NRW TV werden. Und aus Dortmund Düsseldorf.
Denn das landesweite Fernsehen tv.nrw aus der Westfalenmetropole gibt auf. Schwierige wirtschaftliche und juristische Rahmenbedingungen hätten diese Entscheidung erzwungen, so tv.nrw-Geschäftsführer Jörg Schütte. Damit meint er, dass die für die Privatsender-Aufsicht zuständige Landesanstalt für Medien (LfM) dem Sender ohnehin Mitte Juni den Kabelplatz entzogen hätte, weil das seit 2001 im Kabel verbreitete tv.nrw die Lizenzauflagen für die begehrte „priviligierte Einspeisung“ nicht mehr erfüllte. Für ein Regionalprogramm war es einfach nicht regional genug, argumentierte die LfM. Und auch mit der Finanzierung durch Werbung haperte es. Zu allem Überfluss plante der wesentliche tv.nrw-Gesellschafter, der Kölner Monopolverlag DuMont-Schauberg (Stadtanzeiger, Kölnische Rundschau, Express) schon seit Längerem den Ausstieg.
Damit nimmt wieder ein Stück NRW-Mediengeschichte einen eher unrühmlichen Verlauf. Als die Verleger Ende der 1990er der Landesregierung die Zustimmung für ein landesweites privates TV-Programm abgetrotzt hatten, balgten sich alle großen Zeitungshäuser an Rhein und Ruhr um die 2000 zum ersten Mal vergebenen Lizenzen. Gleich mehrere wurden vergeben, was sich heute als praktisch erweist: NRW TV gibt es nämlich schon. Über ein Probe-Programm ging es im Jahr 2000 allerdings nichts hinaus – dann fiel die Kabel-Entscheidung zugunsten von tv-nrw. NRW TV nebst Lizenz „ruht“ seitdem, sagt Katharina Bühler von der LfM.
Doch wenn es jetzt nach Karl-Ulrich Kuhlo geht, ist Schluss mit Ruhe – und aus dem tv.nrw-Ausstieg würde ein Umstieg. Der n-tv-Gründer hat viel Zeit, eine neue Firma – und regionale Ambitionen: Mit seiner Deutschen Fernsehnachrichten-Agentur-Produktion steuerte er schon regionale Anteile zu tv.nrw bei. Jetzt will er – offenbar mit Billigung der tv.nrw-Gesellschafter – auch selber senden: Die Düsseldorfer DFAP und Kuhlo sind neue Gesellschafter bei NRW TV - und könnten ab Juni Programm machen, Genehmigung und Kabelplatzzusage durch die LfM vorausgesetzt. Die Mitarbeiter von tv.nrw, so noch-Geschäftsführer Schütte, würden jedenfalls bereits in den nächsten Tagen von Dortmund in den Düsseldorfer Medienhafen umziehen.
Die Landesregierung sieht‘s gelassen: „Der Start mit tv.nrw war ein Fehlstart“, sagt Rainer Weiland, in der NRW-Staatskanzlei für Film- und Fernsehwirtschaft zuständig. Die Zuschauer hätten eben „einen Anspruch darauf, dass wo NRW draufsteht, auch NRW drin ist“.
STEFFEN GRIMBERG