„Eine Quote für Migranten ist sinnvoll“

Der Duisburger Diplom-Ökonom und SPD-Bezirksvertreter Ercan Idik begrüßt die Forderung der nordrhein-westfälischen CDU, den Migrantenanteil an Grund- und Hauptschulen auf ein Viertel zu beschränken

taz: Die CDU will durchsetzen, dass Schulklassen auf 25 Prozent Migrantenkinder beschränkt werden. Ist das der Ausweg aus der PISA-Misere?

Ercan Idik: Ich finde es sehr erfreulich, dass die CDU erstmalig das Thema der Quotierung aufgegriffen hat. In Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf wäre diese Regelung angebracht. Ob die in diesem Zusammenhang angekündigte Neuordnung von Schulbezirken machbar ist und wie die Einstellung von neuen Lehrern bezahlt werden soll, bleibt die Frage. Ich hoffe, dass die CDU ihren Vorschlag ernst meint und ihn nicht nur aus wahlkampfstrategischen Gründen ins Spiel gebracht hat.

Der CDU-Vorschlag kommt aber nicht an. Der potenzielle Koalitionspartner FDP spricht von staatlichen Dirigismus.

Das halte ich für ein schlechtes Argument. Selektion findet heute schon statt. In Duisburg-Marxloh, einem Stadtteil mit hohem Migrantenanteil, lässt sich die Kluft an zwei Gymnasien sehen, die nur einen Kilometer Luftlinie voneinander entfernt sind: An der einen Schule werden nur 20 Prozent Migranten aufgenommen, dafür stieg ihr Anteil auf dem anderen Gymnasium auf über 70 Prozent. Auch christliche Schulen nehmen es sich heraus, die Zahl der Zuwandererkinder zu beschränken. Gerade im Grundschulbereich halte ich eine Quote für sehr sinnvoll. Denn da werden die Grundsteine für Bildungserfolge gelegt.

Der Verband für Bildung und Erziehung kritisiert am CDU-Modell, dass Zuwandererkinder so durch die ganze Stadt gekarrt werden müssten.

Ich halte es für durchaus zumutbar, dass Kinder zur Schule eine halbe Stunde Bus fahren müssen. Mein eigener Sohn geht jetzt auf eine Waldorfschule und braucht morgens eine Stunde dorthin. Ich finde es diskriminierender, wenn Schüler wegen der hohen Konzentration von Migrantenkindern schlechtere Bildungschancen haben, als wenn sie einen weiteren Schulweg in Kauf nehmen müssen.

Die CDU will außerdem die Fehlbelegungsabgabe abschaffen. Können so „Zuwanderer-Gettos“ verhindert werden?

Die Fehlbelegungsabgabe ist ein Relikt aus Zeiten, in denen die Wohnungsnot groß war. Mit dem Geld, das gut verdienende Mieter von Sozialwohnungen abgeben mussten, wurde der Wohnungsbau gefördert. Heute haben wir eher das Problem von leer stehenden Wohnungen in den ärmeren Stadtvierteln. Wenn durch das Wegfallen der Fehlbelegungsabgabe besser Verdienende in diesen Stadtteilen gehalten werden können, ist das nur zu begrüßen. Nicht von ungefähr kommt der Vorschlag vom CDU-Landesvize Oliver Wittke. Als Ex-Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen kennt er die Image-Probleme der ärmeren Stadtteile gut. Ich zweifle trotzdem daran, dass solche Vorschläge bei seinen Parteikollegen und vor allem bei den Wählern Anklang finden werden. FRAGEN: NATALIE WIESMANN