: Utopie auf Shipyard Island
Ein Journalist kämpft gegen Selbstausbeutung
ist freier Journalist und schrieb „Die Kunst der Selbstausbeutung“.
taz: Herr Schrenk, haben sie eine politische Utopie?
Jakob Schrenk: Eine Gesellschaft, in der jeder genug Zeit hat, sich selbst zu verwirklichen. Solange das nicht möglich ist, würde ich mir wünschen, dass Arbeit gerecht verteilt wird.
Utopien verführen Menschen dazu, unentgeltlich zu arbeiten.
Ich war auch oft verleitet, für wenig Geld zu viel zu arbeiten. Das habe ich aber nicht wegen einer Utopie gemacht, sondern um beruflich vorwärts zu kommen.
Engagieren für die Utopie – ist das heute noch „in“?
Der soziologische Befund ist, dass das seltener wird. Für mich als enttäuschtem Linken haben sich die großen Utopien erledigt. Wer sich ehrenamtlich engagiert, tut das für konkrete Ziele.
Die Ziele hängen mit Utopien zusammen: etwa Gerechtigkeit.
Aber niemand macht bei amnesty international mit, weil er von der Weltrevolution träumt.
Sie kommen am Sonntag nach Bremen zu einer Versammlung, die zwei Tage über Utopien nachgedacht hat – was wollen sie denen sagen?
Ich glaube nicht an die Utopie von der Selbstverwirklichung in der Arbeit. So zufrieden, wie ich bin, wenn ich meinen Hobbys nachgehe, kann ich in der Arbeit nicht sein. Ich möchte über eine Gesellschaft nachdenken, in der Arbeit sinnvoller verteilt ist und Zeit ist für Freizeit, Familie, Kultur.Interview: kawe
Jakob Schrenk, Journalist, kommt am Sonntag, 14 Uhr zum „Schiffskongress“ (Shipyard Island, Insel hinter dem „Waterfront“-Einkaufszentrum in Gröpelingen)