: Opferberatung nimmt Kreuzberg ins Visier
ANGRIFFE Zahl rassistischer und homophober Übergriffe im Bezirk ist 2011 deutlich angestiegen
„Friedrichshain-Kreuzberg gehört zu den vielfältigsten Bezirken in Berlin“, heißt es auf der Webseite des Bezirksamts. In der am Mittwoch vorgestellten Dokumentation von der ReachOut (taz berichtete) klang das jedoch ganz anders. Laut der Opferberatungsstelle wurden in Kreuzberg im vergangenen Jahr in Berlin die meisten Vorfälle und Angriffe mit rassistischem, antisemitischem, homophobem und rechtsextremem Hintergrund registriert.
Als Angriffe definiert ReachOut Körperverletzung und massive Bedrohung. In Kreuzberg gab es von 2010 auf 2011 einen starken Anstieg dieser Fälle, die Zahl der registrierten Attacken stieg von 10 auf 17. Der Zuwachs könne darauf zurückzuführen sein, dass mehr Angriffe gemeldet werden, sagte Kati Schmitt vom Register Friedrichshain-Kreuzberg. Früher habe die Einrichtung zunächst nur die Vorfälle und Angriffe in Friedrichshain alleine dokumentiert. „2010 hatten wir nur eine Handvoll Meldungen aus Kreuzberg. Da war das Register in Kreuzberg noch kaum bekannt.“
Klar sei indes, dass die Zahl der Angriffe auf Personen zugenommen habe, so Schmitt zur taz. Dazu kommt auch eine Zunahme bei den Sachbeschädigungen und den Drohungen gegen Personen. Schockiert zeigte sich Schmitt vor allem über die wachsende Homophobie im Bezirk, die sich durch Pöbeleien und Angriffe zeige.
Die Opferberatung ReachOut dokumentiert auf ihrer Webseite mehrere Attacken. So wurde Ende Mai 2011 ein 54-jähriger Spaziergänger auf der Urbanstraße wegen seiner Homosexualität von einem Unbekannten beleidigt und geschlagen. „Wir erfahren heute viel systematischer von Angriffen, die aufgrund der sexuellen Orientierung der Betroffenen geschehen“, sagte Sabine Seyb von ReachOut. Sie kritisiert, dass es immer noch zu wenig Registerstellen gebe. Gerade in den Westberliner Bezirken sei die Schaffung von Einrichtungen wichtig, die rassistische Vorfälle dokumentierten und den Betroffenen als Anlaufstelle dienten. Der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Franz Schulz (Grüne), und die Beauftragte für Integration und Migration, Regina Reinke, wollten sich am Donnerstag gegenüber der taz nicht äußern. Die Dokumentation von ReachOut werde intern noch ausgewertet, teilte eine Sprecherin mit. JOHANNES KULMS