Streik in Lufthansa-Callcenter Adlershof

PROTEST Mitarbeiter fordern Tarifvertrag

Die Stimmung im Global-Telesales (GTS) Callcenter der Lufthansa in Adlershof ist miserabel. Der Tarifvertrag ist bereits seit mehr als einem Jahr ausgelaufen, seit rund zwei Wochen streiken die Mitarbeiter – immer mal wieder. Die Gewerkschaft Ver.di beklagt, dass die Lufthansa die Vergütung der geleisteten Arbeit herabstufen möchte. Sie fordert 5,1 Prozent mehr Lohn, wie es der Tarifvertrag von 2008 für die anderen Beschäftigten vorsieht. Doch Deutschlands größte Fluglinie biete bisher nur eine 2-prozentige Lohnerhöhung an, so Ver.di.

Es streiken allerdings nicht alle Beschäftigten. Rund die Hälfte sind nur befristet angestellt, und fürchten den Rausschmiss. „Trotzdem ist der Einsatz ungebrochen, hier stehen immer 70 Leute“, berichtet Doris Fiedler, die zuständige Gewerkschaftssekretärin im Ver.di-Bezirk Berlin. „Wir haben unsere Strategie gewechselt“, fügt sie hinzu. Demnach werden alle Mitarbeiter am Vorabend per E-Mail oder SMS informiert, wenn am nächsten Tag gestreikt wird. So sei es schwieriger für den Arbeitgeber, den Arbeitsablauf zu planen.

Die GTS hat ebenfalls reagiert und mehrere Aufträge an ihr Callcenter in Kassel abgegeben. Die Lufthansa habe sogar mit der Verlagerung aller Arbeitsplätze in ein Callcenter im tschechischen Brno gedroht, sagt Ver.di.

Diesen Vorwurf weist die Fluglinie zurück: Eine Arbeitsplatzverlagerung sei nicht geplant. Auch habe der „Streik keine Auswirkungen auf die Kunden“, sagt Wolfgang Weber, Sprecher der Lufthansa. Ver.di hätte vor einer Woche sogar ein verbessertes Angebot grund- und kommentarlos abgelehnt. Der Ball liege nun bei der Gewerkschaft und den Mitarbeitern. MOHAMED AMJAHID