urdrüs wahre kolumne
: Teddy ist kein Schimpfwort!

Nachdem das Volk von Bremen durch massive Proteste die Idylle des Hafencasinos „Trucker Stop“ im Waller Holzhafen gerettet hat vor dem geschmäcklerischen Gestaltungsterror der senatorischen Snobiety-Planer , revanchiert sich die liebenswerte Sauf- und Futterkrippe für das ganz gemischte Publikum nicht nur mit weiterhin prollmäßigen Preisen und Portionen, sondern bietet ab sofort ein „Kaltes Hundebüfett für Ihre lieben Vierbeiner“ und mit 2 Euro sind Dackel Siggi und Dobermann Röwekump gleichermaßen beim „Fressen soviel sie mögen“ dabei. Trotz der Gerechtigkeitslücke gegenüber der zweibeinigen Kundschaft eine beeindruckende Geste !

Nach dieser individuell inspirierten PR-Nummer für eine wirklich liebenswerte Institution sei in diesen Spalten die gestern in der taz bremen betriebene Schleichwerbung für den Muttertags-Event des Spielcasinos umso rigoroser gegeißelt! Wie viele Mütter werden schließlich von den Erzeugern ihrer unglückseligen Kinder auf den Strich geprügelt, nur weil Papa seine Heuer in der Böttcherstraße abgeliefert hat? Da ist es schon zynisch, dass die Betreiber dieser Lasterhöhle den Muttis neben freiem Eintritt auch noch an den Spieltischen Stilberatung für das passende Flittchen-Design angedeihen lassen, inclusive Schmuckverlosung: letzten Endes doch nur ein Investment der Betreiber, damit die aufgebrezelten Weiber augenklimpernd leichter die Summen reinholen können, die dann nach einem distinguierten „Nichts geht mehr“ von Staats wegen eingesackt werden!

Einzig wahre Alternative: der Muttertag anders heute um 11 Uhr auf dem Marktplatz...

Hätte meine plattdeutsche Oma gewusst, dass die CDU irgendwann ein Kopftuchverbot erlassen würde - sie hätte prompt gesagt: „Das schreib ich Doktor Konrad Adenauer!“, hat sie doch a) stets die Union gewählt, nachdem es die NSDAP nicht mehr gab und b) ihr Leben lang Kopftuch getragen.

Unheimlich ist mir, dass das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz neuerdings Spargel und demnächst auch Erdbeeren per Isotopenanalyse auf ihre deutsche Herkunft untersuchen. Wer zu sowas in der Lage ist, der erstellt mit der selben Methodik am Ende auch Analysen auf Deutschstämmigkeit beim Menschen!

In einem weitgehend zustimmungsfähigem Leserinnenbrief äußert sich dieser Tage Claudia Wittrock zur aktuellen Kulturpolitik im Ländchen, erklärt darin allerdings Henning Scherf zum „uralten abgewrackten Teddy“. Wer je den seelenvollen Blick eines solchen sägemehlrieselnden Brummbärs schauen durfte, sich gar in Momenten der Verlorenheit an ihn kuscheln konnte, der wird es nicht zulassen, dass der Vergleich mit solchen guten Freunden in dieser Weise missbräuchlich als Schimpfwort genutzt wird. Ich empfehle die sofortige Lektüre von Winnie Pooh.

Ausgerechnet gegenüber dem Friedhof Riensberg klebt an der Bushaltestelle die Botschaft „Lebe, bevor du stirbst!“ Nicht immer leicht das, weiß auch

Ulrich „Schopenhauer“ Reineking