: Lange Arme retten Schalke
Schalke 04 siegt bei Arminia Bielefeld vor allem dank Ersatztorhüter Christopher Heimeroth. Der Champions-League-Platz wird wahrscheinlich. Bei der Arminia geht es nur noch um Personalien
AUS BIELEFELD FLORIAN BAUER
Christopher Heimeroth ist ein hagerer, groß gewachsener Mensch mit dunklem Haar und verdammt langen Armen. Fünf Mal hat er bisher in der Bundesliga Fußball gespielt. Mit 22 Jahren ist diese geringe Zahl für einen Ersatztorwart nicht so ungewöhnlich. Wenn der FC Schalke 04 in der kommenden Saison wirklich in der Champions-League spielt, dann wird man sich an Christopher Heimeroth, seine langen Arme und sein fünftes Bundesligaspiel erinnern, das 2:0 gegen Bielefeld. Heimeroth gegen Bielefeld.
45 Minuten lang in Hälfte zwei war Heimeroth hier und Heimeroth da. Heimeroth gegen Boakye mit seinen langen Armen (63.). Heimeroth gegen Boakyes Kopfball aus drei Metern mit dem gesamten Körper (71.). Gegen Vata, gegen Dammeier. Und so weiter. Er habe ja noch nicht so viele Spiele gemacht, wird der Vertreter für den verletzten Stammtorwart Rost später sagen, aber das sei wohl sein bestes gewesen. Und dass er immer an den Sieg geglaubt habe, „auch wenn wir ein paar Chancen zugelassen haben.“
Ganz schnell hätte durch die paar Bielefelder Chancen der Ausgleich fallen können, und er wäre trotz auch einiger sehr guter Tormöglichkeiten der Schalker gar nicht unverdient gewesen bei dem Druck der Ostwestfalen. Über weite Phasen des Spiels konnte man den Eindruck gewinnen, hier spiele der Zweite der Tabelle, Bielefeld, gegen den Aufsteiger Schalke, so defensiv und abwartend verhielten sich die Schalker und ebenso emsig versuchten sich die Bielefelder in einem gepflegten Spielaufbau. Der Ausgleich hätte Schalke vorläufig Platz zwei, also die direkte Champions League-Qualifikation, gekostet. Und auf Grund des späten Siegtores des VfB Stuttgart gegen Hannover hätte man wahrscheinlich gleich wieder an den Fußballgott appelliert. So war es statt dessen nach Lincolns verwandeltem Elfmeter in der neunten Minute und Ailtons spätem Kontertor (91.) das erste Spiel ohne Gegentor seit sieben Begegnungen.
Die zweite Halbzeit sei eine Mischung aus Kräfteschwund und doppeltem Druck gewesen, sagt Schalkes Trainer, Ralf Rangnick. „Druck, gewinnen zu müssen, und Bielefelder Druck.“ Sein KollegeUwe Rapolder hat „schon schlimmere Niederlagen“ gesehen. Wer fünf solche Chancen gegen Schalke vergebe, der müsse nicht traurig sein, „wenn du nicht gewinnst.“ Rapolders Zukunft entscheidet sich in dieser Woche. Ein weiteres Gespräch mit Arminia Bielefeld soll die Entscheidung bringen, ob er bleibt oder zum 1. FC Köln geht.
Bei Schalke macht sich vor allem die hohe Spielbelastung in den vergangenen Wochen bemerkbar. Immer wieder betonen die Angestellten, wahrscheinlich als Sicherheitsnetz für den Fall weiterer Niederlagen, dass keine andere Mannschaft der Bundesliga in dieser Saison so viele Spiele absolviert hat wie der FC Schalke 04. Über 60, sagen die Schalker. Ui-Cup, Uefa-Cup, DFB-Pokal, Liga – und was sonst noch alles. Bei den vielen Verletzten könnte das noch ein Problem werden im Kampf um Platz zwei. Zwei Punkte Vorsprung sind es weiterhin auf Stuttgart, vier auf den Uefa-Cup-Platz von Hertha BSC Berlin.
Also sagt Ralf Rangnick, man habe schon gemerkt, dass der „Tank“ nicht mehr ganz voll sei. Aber das beste Mittel gegen die Müdigkeit seien Siege. Und Gerald Asamoah gesteht ein, dass man das schon sehe, die vielen Spiele, aber das dürfe keine Entschuldigung sein. Außerdem habe man ja einen Heimeroth gehabt. „Wenn du siehst, wie ruhig der da hinten steht, dann denkst du, der hat schon über 100 Spiele gemacht“, meint Asamoah. „Überragend“ (Rangnick) habe er gespielt, „sehr gut“, findet auch Torhüter Nummer eins, Frank Rost. Wenn der wieder fit ist, heißt es für Christopher Heimeroth trotzdem wieder Ersatzbank statt Tagesheld.