War Requien enttäuschend

Aus Anlass des Kriegsendes vor 60 Jahren führten Künstler aus Polen, Lettland, Bulgarien, England und Deutschland das „War Requiem“ vom Benjamin Britten im Bremer Dom auf. Genauso langweilig wie der voranstehende Satz, erklang am Sonntag das Konzert. Man sieht wenig, hört schlecht, versteht nix und bleibt unberührt. Dabei setzt Britten gegen die inszenierte Feststundenversöhnlichkeit ein aufwühlendes Fanal, mit dem der Krieg zur ewigen Ruhe gebettet werden soll. Der liturgische Wortlaut der lateinischen Totenmesse wird durchsetzt mit emotionalisierten Kriegserlebnissen des Dichters Wilfried Owen. Den kultischen Teil zelebriert Britten mit großem Orchester und Chor, den lyrisch-weltlichen Teil vertont er kammermusikalisch. Aber diese konfrontativen Gesten des Rhetorischen werden im Dom nie zum Material eines faszinierenden Werks. Chorisch ersetzt massige Präsenz die Feinheiten und Dynamik des Ausdrucks. Rhythmisch komplexe Nuancierungen und aufregende Kniffe am Rande der Tonalität verhallen zu metaphysischem Raunen. Harmonisch dicke Schwaden wallen auf zahmen Tempi, Disharmonisches verschwimmt zur Klangsuppe. Weder Trauer und Trost, weder Anklage und Warnung. Nur Einstimmung auf die finale Schweigeminute. Man weiß, was man zu fühlen hat. Jens Fischer