Erneuter Störfall bei Erdgasförderung

NACH ÜBERPRÜFUNG Weitere Benzol-Austritte bei der Erdgasförderung in Niedersachsen musste das Landesamt für Bergbau eingestehen. Nun wurden 22 Rohre stillgelegt – und ein weiteres Leck gefunden

„Von den 740 Kilometern Rohrleitungen sind 43 betroffen“

RALF POSPICH, LBEG

Nach dem Austritt von krebserregendem Benzol bei der Erdgasförderung hat das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) 22 Kunststoffleitungen stillgelegt. In den Leitungen wurde Wasser transportiert, das aus dem geförderten Gas herausgefiltert wird. Dieses so genannte Lagerstättenwasser enthält das Benzol.

„Von den 740 Kilometern Rohrleitungen insgesamt sind rund 43 Kilometer betroffen“, sagte LBEG-Präsident Ralf Pospich am Mittwoch. Bei den ungeeigneten Leitungen handelte es sich ausschließlich um Rohre aus Polyethylen. Knapp 18 Kilometer der Leitungen müssten aufgrund ihrer Benzolbelastung zudem aus dem Boden entfernt werden. Dass diese Rohre überhaupt verbaut wurden, bezeichnet Pospich als „Fehleinschätzung der Sachverständigen“.

Im April 2011 waren in der Region Vechta erstmals erhöhte Benzolbelastungen in Erdgasfeldern entdeckt worden. In Söhlingen – und Anfang des Jahres auch im Kreis Verden – hatte es Störfälle gegeben. Das Benzol war aus den Leitungen ohne Leckagen ausgetreten und hatte Boden und Grundwasser verseucht. Im Umfeld der Schadensorte müsse nun „individuell geschaut werden“, mit welchen Methoden der verseuchte Boden und das belastete Grundwasser bearbeitet werden könne, sagte Pospich.

Unterdessen ist am Mittwoch bekanntgeworden, dass es erneut einen Störfall mit Benzolaustritt gegeben hat. In der Gemeinde Steyerberg im Landkreis Nienburg sei Anfang vergangener Woche der Austritt von Benzol aus Lagerwassertransportleitungen gemeldet worden, sagte Pospich. Nach Gesprächen mit dem Förderunternehmen Exxon Mobil sei jedoch entschieden worden, die Bevölkerung zunächst nicht zu informieren.

Eine Gefahr für Mensch und Umwelt bestehe nicht, betonte Pospich. Das Unternehmen hatte Benzolverunreinigungen im Boden festgestellt. Das LBEG habe daraufhin die Stilllegung der Leitung und eine weitere Überprüfung angeordnet.  (dpa)