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Archiv-Artikel

Pandemie könnte 20 Milliarden Euro kosten

SCHWEINEGRIPPE In der aktuellen Krise bleiben die wirtschaftlichen Folgen überschaubar, so das RWI

BERLIN rtr | Die erste Welle der Schweinegrippe in Deutschland ebbt erst einmal ab. Die Tests für einen Impfstoff haben begonnen. Nun kommen die Volkswirte: Die Schweinegrippe könnte die Wirtschaftsleistung in Deutschland um 1 Prozent drücken, sagte Boris Augurzky vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen am Montag. Derzeit sei zwar von einem milden Verlauf der Pandemie auszugehen, dennoch seien etwa 20 Milliarden Euro an Einbußen für die Volkswirtschaft zu erwarten.

Das RWI hat verschiedene Szenarien erstellt. Demnach wäre bei einem schweren Verlauf mit Einbußen von mehr als 3 Prozent zu rechnen.

Augurzky geht aber nicht von einer Panik in der Bevölkerung aus. Die Menschen wüssten, dass in der Regel mit leichten Verläufen der Krankheit zu rechnen sei und die Schweinegrippe meist milder verlaufe als die saisonale Influenza. Dennoch werde es Einbußen beim Konsum geben, wenn Menschen während einer Erkrankung für mehrere Tage nicht auf die Straße gingen und öffentliche Gebäude, Kaufhäuser oder Verkehrsmittel mieden. „Das wird einen kurzfristigen Dämpfer geben“, sagte Augurzky. Der Konsum werde aber in erster Linie verschoben und falle nicht völlig aus.

Von einer Panik mit leeren Geschäften und Bussen sowie Menschen mit Mundschutz könne bislang aber keine Rede sein. Die ersten Todesfälle in Deutschland, mit denen Experten im Herbst rechnen, könnten aber zu heftigeren Reaktionen führen, zumal sie in den Medien große Aufmerksamkeit finden dürften, sagte Augurzky. Politik, Behörden und Wissenschaftler müssten deshalb die Zahl solcher Todesfälle ins rechte Verhältnis zu den weltweiten Erkrankungen setzen. Auch bei der normalen Grippe gebe es jährlich mehrere tausend Tote in Deutschland. In der Grippesaison 2004/2005 starben laut Robert-Koch-Institut sogar 12.000 Menschen.

Auswirkungen werde die Schweinegrippe-Pandemie auch auf die Unternehmen haben, wenn etwa Personal ausfalle, betonte Augurzky. Dies sei in der Wirtschaftskrise und angesichts der Kurzarbeit aber nicht von großer Bedeutung. Im Aufschwung fielen durch eine Pandemie Überstunden weg, in der Rezession dagegen seien ohnehin Überkapazitäten vorhanden.