Volha Hapeyeva: phlox
phlox
kommt von griechisch „flamme“
vielleicht war es die helle farbe
an die der namensgeber dachte
auch wenn auf dem gemälde „la femme aux phlox“
die form lebendiger ist
kubistenaustellung anfang des letzten jahrhunderts
in der sprache der blumen
steht phlox für die einheit der herzen
in der sprache des militärs handelt es sich um artilleriegeschütze
deren besonderheit ihre treffgenauigkeit ist
ein journalist schreibt:
der hersteller zählt darauf dass dieses neue kampfwerkzeug
seine abnehmer findet
im reich des krieges
gibt es auch andere blumen
die hyazinthe ist eine selbstfahrende waffe
vom kaliber 152 mm
(maß eines abflussrohrs)
die nelke ist eine haubitze von 122 mm
(wie eine pampelmuse)
die kornblume ein mörser ihr wirkungsbereich
erstreckt sich auf 18 meter
(ein grönlandwal)
vielleicht sind das die blumen des bösen
zu denen bestimmte schmetterlinge fliegen
oder um genauer zu sein
schmetterlingsminen
sie passen in eine handfläche
und wiegen 90 gramm
wie ein neugeborenes kätzchen
oder ein stück seife
früher habe ich meine beine nicht gemocht
jetzt bin ich froh welche zu haben
im badezimmer ist es sicher und ruhig
naives vertrauen
hyazinthen nelken und phlox
lodern auf dem nachbargrundstück
Aus dem Belarusischen von Matthias Göritz und Volha Hapeyeva. In der Ursprungsversion erschienen in: Volha Hapeyeva „Mutantengarten“ (Edition Thanhäuser, 2020).

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