: Der Stachel im Fleisch
Ob Helgo Matthias Haak eine Art Luther ist, zumindest ein Ahrensburger Luther? Jemand, der sich mit Missständen nicht abfinden will, der gegen seine Kirche streitet, weil er sich verantwortlich fühlt? Schwierig zu sagen. Sicher ist, dass Haak weiterhin eine nachhaltige Aufklärung der Missbrauchsfälle in Ahrensburg einfordert, dass er damit nicht die Liebe des Kirchenamts gewonnen hat und dass er die Öffentlichkeit zu erreichen weiß.
Es gibt viele Versionen davon, wer wann vom Missbrauch des Ahrensburger Pastors Hans-Dietrich Kohl an seinen Stiefsöhnen und Jugendlichen aus der Gemeinde erfahren hat, und vor allem davon, wie mit diesem Wissen kirchenintern umgegangen wurde. Helgo Matthias Haak, seit 20 Jahren Pastor in Ahrensburg, sagt, dass die damalige Pröpstin Heide Emse auf einer Kirchenvorstandssitzung 1999 lediglich gesagt habe, dass Pastor Kohl sexuelle Beziehungen zu einer jüngeren Frau gehabt habe – deswegen werde er versetzt. Die Bitte, die Vorwürfe zu konkretisieren, habe die Pröpstin mit Verweis auf den Schutz des Opfers abgelehnt. Emse hingegen sagt, allen Beteiligten müsse die Schwere der Anschuldigung bewusst gewesen sein.
Pastor Haak sagt, man habe ihn gefragt, ob er nichts von den Missbrauchsfällen gewusst habe. Deshalb sei die Öffentlichmachung seiner Vorwürfe auch die Möglichkeit gewesen, sich zu erklären. Dafür ist der 55-Jährige bis vors Kirchengericht gegangen, denn das Kirchenamt in Kiel hatte ihm mit Verweis auf Dienstverschwiegenheit den Mund verboten. Ende Februar kam es zum Vergleich: Haak darf in einer veränderten Fassung seine Darstellung verbreiten.
Doch damit ist für ihn längst nicht das Wesentliche erreicht: dass aufgearbeitet wird, wie es zu der Vertuschung kommen konnte, wie dazu, dass Kohl erneut mit Jugendlichen arbeitete. Haak sagt, dass Druck ausgeübt wurde auf alle Beteiligten, auch auf ihn. „Ich habe mich in den letzten zwei Jahren ziemlich einsam gefühlt“, sagt er. Das ändert sich erst allmählich. GRÄ