: Essen nach Zahlen
LEBENSMITTEL Wenn es um radioaktive Strahlung geht, wird mit Sievert und Becquerel operiert. Aber was bedeutet das? Eine Grafik für den Hausgebrauch
Von Daria Hufnagel (Recherche) und Stefanie Weber (Grafik)
SIEVERT (Sv)
gibt die biologische Wirkung der Strahlung auf Menschen, Tiere oder Pflanzen an. Dabei werden unter anderem der Strahlungstyp, die Dauer der Bestrahlung und die Wirkung der jeweiligen Strahlung im Körper berücksichtigt, zum Beispiel die Strahlendosis der Höhenstrahlung auf einem Flug von München nach Japan. (Grafik-Text)
BECQUEREL (Bq)
gibt die Stärke der Radioaktivität in einer bestimmten Substanz an. Gemessen wird der Zerfall von Atomen pro Sekunde. Aussagen über Gefahren für die Gesundheit sind damit kaum möglich. Der Grenzwert in Deutschland beträgt 600 Bq pro Kilogramm eines Lebensmittels (für Milch und Babynahrung gilt ein Grenzwert von 370 Bq), zum Beispiel die Radioaktivität in einem Liter Milch.
25. April 2011: Fische aus der Ostsee sind deutlich stärker radioaktiv belastet als aus der Nordsee. Der Unterschied liegt etwa beim Faktor zehn. Dies ist immer noch eine Folge des Tschernobyl-Unfalls. Für Cäsium-137 liegen die Werte in der Ostsee zwischen weniger als 3 Becquerel(Bq) je Kilogramm Fisch in der Lübecker Bucht und mehr als 5 Bq im Finnischen Meerbusen.
15. April 2011: Für Lebensmittel gilt in der Europäischen Union ein Grenzwert von 600 Becquerel Radiocäsium pro Kilogramm, für Milch nur 370 Becquerel. Nahrungsmittel, die über diesen Werten liegen, dürfen nicht in den Handel gebracht werden.
15. April 2011: Etwa zwei Prozent der durchschnittlich 45.000 bis 50.000 Wildschweine, die in Bayern pro Jahr erlegt werden, liegen über dem Grenzwert von 600 Becquerel.
21. März 2011: Das komplette Dorf Iitate in der Fukushima-Region ist jetzt ohne genießbares Trinkwasser. Messungen in der rund 30 Kilometer vom AKW Fukushima entfernten Gegend ergaben einen deutlich erhöhten Wert von 965 Becquerel Jod pro Liter Leitungswasser. Der Grenzwert liegt bei 300 Becquerel.
3. März 1998: Zwölf Jahre nach Tschernobyl strahlenverseuchtes Wildschwein in den Vogesen, 1.018 Becquerel des radioaktiven Isotops Cäsium-137 gemessen
21. März 2011: Erhöhte Radioaktivität gibt es in Japan unter anderem bei Blattgemüse wie Spinat. Bei Hitachi - rund 100 Kilometer südlich des AKW Fukushima - wies Spinat einen Jod-131-Wert von 54.000 Becquerel und einen Cäsium-Wert von 1931 Becquerel je Kilogramm auf. Die Grenzwerte liegen in Japan bei 2.000 Becquerel für Jod und bei 500 Becquerel für Cäsium.
25. November 2006: Norwegische Schafe haben auch zwanzig Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl noch immer erhöhte Strahlenwerte im Körper. In diesem Jahr habe sich die radioaktive Belastung mit Caesium-137 auf bis zu 7.000 Becquerel pro Kilogramm Schaffleisch im Vergleich zu den Vorjahren verdoppelt. Ursache sei eine besonders ergiebige Pilzsaison.
12. Mai 2011: Radioaktivitätsmessungen von Greenpeace an Algen vor Japans Ostküste haben hohe Kontaminationen ergeben. Zehn von 22 Proben wiesen Werte von mehr als 10.000 Becquerel pro Kilogramm auf. Die radioaktive Kontamination liegt damit um mehr als das Fünffache über dem Grenzwert.
10. Juni 2011: Tee, Milch, Gemüse, Fisch - im Umkreis der Atomruine Fukushima entdecken japanische Behörden in immer mehr Lebensmitteln radioaktive Partikel. Der Cäsium-Grenzwert liegt bei 500 Becquerel pro Kilogramm, für Jod-131 bei 2.000. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace nahm 16 Proben bei Feldgemüse aus der Region und stellte Werte von 8.000 bis 150.000 Becquerel je Kilo fest.
Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz, Agenturen