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Archiv-Artikel

„Was gegen Gebühren machen!“

Seit einer Woche besetzen Studierende Freiburgs Rektorat, um Unigebühren zu stoppen. Heute kommt der Mann, der sie einführen will: Wissenschaftsminister Frankenberg, CDU

taz: Zwischen 30 und 100 StudentInnen blockieren das Rektorat der Uni Freiburg. Was soll diese Aktion?

Clemens Weingart: Das war eine spontane Aktion, entstanden aus einer Demo gegen die Studiengebühren. Wir wollen ein gebührenfreies Studium, unser Rektor ist für Studiengebühren. Deshalb fordern wir seinen Rücktritt.

Was hat Rektor Wolfgang Jäger mit den Studiengebühren zu tun? Er macht nicht die Gesetze in Baden-Württemberg.

Herr Jäger ist nicht irgendwer in Baden-Württemberg. Er hat großen Einfluss innerhalb der Landespolitik und wir erwarten von ihm, dass er sich auf unsere Seite stellt und etwas gegen die Studiengebühren tut. Stattdessen ignoriert er uns in allen wesentlichen Punkten.

Ist es nicht übertrieben, die ganze Uni lahm zu legen?

Nun ja, wir sitzen nicht auf dem Schreibtisch des Rektors, wir blockieren den Eingangsbereich des Rektorats. Das Rektorat ist jetzt nur noch über den Hintereingang zu erreichen. Den Unibetrieb selbst blockieren wir nicht. Der Protest geht ja nicht gegen die Angestellten und Studenten, sondern gegen den Rektor – die Arbeit soll normal weiterlaufen. So haben wir den Vorteil, dass beispielsweise der Personalrat unser Anliegen unterstützt. Von ihm haben wir ein Solidaritätsschreiben bekommen.

Für Mittwoch wird der baden-württembergische Wissenschaftsminister Peter Frankenberg erwartet. Kommt es dann zum Showdown?

Ich glaube, es gibt in Deutschland keine zwei konträreren Positionen. Frankenberg sieht sich als Vorreiter des Hochschulwandels. Er will eine Universität, die für wenige reserviert ist, die keine gesellschaftliche Verantwortung kennt und sehr stark wirtschaftlich orientiert ist. Darüber müssen wir mit ihm reden.

Studiengebühren werden wohl kommen. Ist euer Protest nicht ein Kampf gegen Windmühlen?

Man kann durchaus noch etwas gegen die Studiengebühren machen. Wenn das Bezahlstudium erst eingeführt ist, wird ein wirkungsvoller Protest viel schwieriger – etwa gegen die Erhöhung der Gebühren. Das wäre dann nur noch eine kleine Gesetzesänderung. Jetzt aber geht es um ein neues Gesetz. INTERVIEW:MADLEN OTTENSCHLÄGER