Die Erschütterung nach 3/11

FUKUSHIMA Am 11. März bebte die Erde. Und die Katastrophe in den Reaktoren begann. 21 Seiten darüber, wie sich in Japan und Deutschland der Blick auf die Atomkraft veränderte

Früher sammelte Kenta Sato gern Pilze und wildes Gemüse in den Bergen und bereitete daraus ein Essen. Er kommt aus dem Dorf Itate, 45 Kilometer vom AKW Fukushima Daiichi entfernt. Wann wird er wieder Pilze essen können, die nicht verstrahlt sind? „Du weißt es nicht“, sagt er. Es sind die unbeantworteten Fragen, die Ungewissenheit, die Kenta Sato nicht ertragen will. Er kämpft dagegen an. Noch im März 2011 startete er eine Initiative, um die Behörden zu zwingen, die Wahrheit zu sagen. Kenta Sato, 29, für unser Titelfoto in Fukushima City aufgenommen.

Wie hat die Reaktorkatastrophe nach dem 11. März die Menschen in Japan verändert? Was tun sie? Die Biobäuerin Chieko Shiina, 65, wurde Wortführerin der „Mütter von Fukushima“. Damit sich die Politik ändert, campiert sie seit Monaten vor dem Wirtschaftsministerium in Tokio (Seite 20, 21). In der Alternativszene der Hauptstadt haben eine Handvoll Dreißigjährige Auftrieb bekommen, die etwas bewegen wollen (Seite 26, 27).

Was hat sich in Deutschland gewandelt? In Analysen und Essays versuchen wir das zu klären. Aber auch, indem wir Streit suchen wie im Interview mit Astrid Petersen, Chefin der deutschen Atomlobby (Seite 30, 31).

Und die Verantwortlichen in Japan? Unser Korrespondent traf einen Arbeiter, der im zerstörten AKW sein Leben riskiert hat. 2011 erlebte er Manager der Atomfirma Tepco, die groß taten: „Sie benahmen sich wie Könige“, sagt er: „Die Katastrophe hatte ihr Bewusstsein nicht verändert.“

BERNHARD PÖTTER
FELIX ZIMMERMANN