: Stimme aus dem Westen
Sportreporter-Legende Kurt Brumme ist tot
Die frühen 80er. Der heilige Samstagnachmittag, 15.05 Uhr. Fußball-Bundesliga. Das Radio ist auf UKW 88,8 eingestellt. Die Frequenz von WDR 1. Das „Werner Müller Orchester“ swingt sich zum Finale der Erkennungsmelodie von „Sport und Musik“. Trommelwirbel, der letzte Takt. „Herzlich willkommen, meine Damen und Herren zu einer neuen Ausgabe von ‚Sport und Musik‘ auf WDR 1“, begrüßt uns eine tiefe, sonore Stimme. Es ist die Stimme von Kurt Brumme, einem der legendären Sportreporter der Nachkriegsgeschichte. Vor allem im Radio: unaufgeregter als Herbert Zimmermann und kompetenter als alle Wontorras und Rethys dieser Welt.
Am Montag ist Kurt Brumme im Alter von 82 Jahren gestorben. Und mit ihm stirbt auch ein Teil der alten Sportberichterstattung – abseits von Quote und Qual. „Mein Gott, ist das ein Fußball hier, das ist ja entsetzlich! Das ist ja widerlich, was hier gespielt wird! Die ersten Sitzkissen fliegen ins Spielfeld, sehr zu Recht, sehr zu Recht“, begleitete er das Jahrhundertspiel Deutschland – Italien, 1970 in Mexiko (3:4 nach Verlängerung übrigens). „Er sieht nichts, er sieht nichts, es ist zum Weinen“, echauffierte er sich über Referee Arturo Maldonado Yamasaki. Muhammad Ali schenkte Brumme sogar ein Paar handsignierte Boxhandschuhe.
Der am 4. Februar 1923 in Köln geborene Brumme kam 1947 zum damaligen NWDR. Sechs Jahre später wurde er Sportreporter. 1958 erhielt er den Deutschen Fernsehpreis. 1963 wurde er Abteilungsleiter Sport im WDR-Hörfunk. Dort blieb er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1988.
Anfangs erklang seine Stimme noch vom Aachener Tivoli oder von der Essener Hafenstraße, später hauptsächlich aus dem Funkhaus. Von dort führte er auch am Ende jeder Ausgabe von „Sport und Musik“ die legendären Telefon-Gespräche mit einem gewissen Toby Charles. Die beiden Freunde plauderten allsamstäglich über den englischen Fußball. Irgendwann kam raus, dass Charles nicht in London sondern in Köln saß und nur Infos von BBC und BFBS weitergab. ,,Ich habe nie behauptet, dass Toby in London sitzt“, verstand Brumme die Aufregung nicht. Aber es sei doch informativ und lustig gewesen. Stimmt.
HOP