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: Es gibt keinen Schlussstrich

Bundespräsident Horst Köhler hat recht. „Es gibt keinen Schlussstrich“, hat er unlängst über den Umgang mit der Geschichte gesagt. Dieser Leitsatz gilt auch für die jüngste DFB-Historie. Der Wettskandal um betrügerische Machenschaften im Profifußball ist nicht vorbei.

Innerhalb von verdächtig knappen zwei Stunden wurde Ende April auf einem DFB-Bundestag in demonstrativer Einigkeit ein sportpolitischer Schlusspunkt hinter den Manipulationsskandal gesetzt. Der hauptverdächtige Schiedsrichter Robert Hoyzer erhielt eine lebenslange Sperre, ein paar Regularien wurden geändert. Das war es für den DFB. Obwohl die Ermittlungen der Justiz noch laufen, erfolgte der Abpfiff. Spätestens seit gestern muss der DFB wissen: Die Affäre geht in die Verlängerung.

Die jetzt bekannt gewordenen Erkenntnisse der Duisburger Staatsanwaltschaft über mögliche Wettmanipulationen in der Regionalliga haben den Verband offenbar überrascht. Der DFB weiß wieder einmal nichts – und wartet seelenruhig ab. Dabei hätte der Verband schon Ende 2004 die Initiative ergreifen können. Vor dem Zweitligaspiel zwischen Aue und Oberhausen waren damals bei Wettbüros hohe Geldbeträge auf eine 0:2-Niederlage von RWO gesetzt worden. Nach einem irritierenden Eigentor und einem kuriosen Elfmeter endete die Partie tatsächlich 2:0 für Aue. Wegen der kurz darauf folgenden Hoyzeraffäre ist dieses Spiel fast schon wieder vergessen. Damit die Vergangenheit den DFB nicht irgendwann einholt, sollte er endlich aktiv mit der Aufklärung beginnen. MARTIN TEIGELER