: Skandalbank taucht wieder auf
Chefs der Bankgesellschaft haben Oberwasser: Erstmals seit dem Crash 2001 weist die Bank deutliche Gewinne aus. Weitere Strafverfahren gegen ehemalige Bankmanager auf dem Weg
von RICHARD ROTHER
In der Chefetage des Alexanderhauses hatte Jörg Vetter gestern eine wichtige Botschaft zu verkünden: „Wir sind fast wieder eine normale Bank“, so der Chef der skandalgeschüttelten Bankgesellschaft. Um nach einer kurzen Gedankenpause anzufügen: „im positiven Sinn“. Voraussetzung dafür waren allerdings die Milliardenspritzen des Landes Berlin, das die Bank vor der Pleite gerettet hatte und einen Großteil ihrer Verluste übernimmt.
Die Bank weist jetzt, wie in Zeiten vor dem großen Crash 2001, Gewinne aus. Im vergangenen Jahr stieg das bereinigte Ergebnis vor Steuern von 2 Millionen Euro auf 119 Millionen Euro. „Wir verdienen wieder Geld“, so Bankchef Vetter. Die Sanierung der Bankgesellschaft, die künftig nur noch eine Regionalbank sein wird, sei bis auf Restarbeiten abgeschlossen. Der Aufwärtstrend resultiere im Wesentlichen aus Kosteneinsparungen, vor allem durch Personal- und Filialreduzierungen, und einer deutlich gesunkenen Risikovorsorge. So seien Altrisiken immer weiter abgebaut worden. Und beim Neugeschäft agiere die Bank zurückhaltend, so Vetter.
Der positive Trend habe sich im ersten Quartal dieses Jahres fortgesetzt, so Vetter. Das Ergebnis vor Steuern stieg im ersten Quartal auf 46 Millionen Euro, nach zuvor 17 Millionen Euro. Unter dem Strich stand ein Plus von 29 Millionen Euro. Der Verkauf der Tochter Weberbank soll bis zum Sommer perfekt sein, bis Anfang 2007 muss nach einer EU-Auflage die Tochterbank Berliner Bank verkauft werden.
Ziel der Konzernstrategen ist, die mehrheitlich landeseigene Bank für den geplanten Verkauf ab 2007 vorzubereiten. „Dann wollen wir richtig Geld sehen“, sagte gestern der Sprecher von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD), Matthias Kolbeck. Die jetzt ausgewiesenen Gewinne kommen dem Landeshaushalt allerdings nicht zugute, weil Gewinne und Verluste von Unternehmen mit Landesbeteiligungen sinnvollerweise nicht direkt auf den Haushalt durchschlagen.
Unterdessen will die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Bankaffäre offenbar weitere Spitzenmanager vor Gericht bringen – darunter auch erstmals einen Verantwortlichen für das desaströse Immobilienfondsgeschäft, das das Land Berlin zur milliardenschweren Risikoübernahme brachte. Einen entsprechenden Agenturbericht wollte die Staatsanwaltschaft gestern aber nicht kommentieren. Allerdings hatte die Finanzverwaltung bereits im Januar auf entsprechende Anklagen hingewiesen. Nun sollen Ermittler des Landgerichts Berlin zwei neue Anklageschriften vorgelegt haben, und zwar gegen den früheren Bankgesellschaftschef Wolfgang Rupf und den früheren Geschäftsführer der Bank-Immobilientochter IBG, Manfred Schoeps. Er gilt als Architekt der risikoreichen Immobilienfonds. Beiden wird offenbar Untreue im Zusammenhang mit einem Immobiliengeschäft vorgeworfen.
Im Zusammenhang mit den umstrittenen Immobilienfonds sieht sich die Bankgesellschaft mittlerweile knapp 500 Klagen von über 6.000 enttäuschten Anlegern konfrontiert. Bei einer Reihe von Klägern müsse man sich allerdings wundern, so Bankchef Vetter gestern. Hintergrund: Bei einer erfolgreichen Klage müssten sie ihre in den vergangenen Jahren erzielten Steuervorteile, die sie durch die Fonds erzielten, beim Finanzamt ausgleichen.
Zur Zeit verhandle die Bank mit dem Land Berlin über ein Angebot, das den Anlegern unterbreitet werden solle, so Vetter weiter. Dieses solle noch im Laufe des Jahres vorliegen. Das Schadenpotenzial der Klagen bezifferte Vetter auf 300 bis 400 Millionen Euro.