: Noch nicht fertig
HC-PUNK In den 80ern war „Reagan Youth“ eine der wichtigsten HC-Bands New Yorks
VON ROBERT MATTHIES
Der Punk hatte ja einst bisweilen tatsächlich die Kraft, die bestehenden Verhältnisse zum Tanzen zu bringen – auch wenn man meinen möchte, dass deren eigener Rhythmus sich dann doch anders anhört. Als Sänger Dave Rubinstein und der befreundete Gitarrist Paul Bakija alias Paul Cripple in ihrer Highschool im New Yorker Stadtteil Queens in den frühen 80ern ihre Band „Reagan Youth“ gründeten und in Ku-Klux-Klan- respektive SS-Uniformen gewandet aggressiv gegen alles Konservative, Yuppiehafte und Rassistische anzugehen begannen, stießen sie nicht nur in der East-Coast-Punk-Szene auf begeisterte Ohren und Augen. Auch der eigene Naturwissenschafts-Lehrer war mehr als angetan: die Haare hat er sich rasiert und ist prompt ihr Roadie geworden.
Anfänglich noch deutlich Punk-orientiert, begann die Reagan-Jugend bald, den Hardcore an die Ostküste zu bringen. Und galt schnell als eine der wichtigsten Bands der beginnenden New Yorker Szene. „Reagan Youth“ spielten regelmäßig im legendären Club „CBGB“, tourten mit den „Dead Kennedys“, den „Bad Brains“ und den „Misfits“.
Ende der 80er aber waren sie dann am selben Punkt angekommen wie ihr regierender Namensgeber: völlig fertig und am Ende. Als Ronald aus dem Weißen Haus auszog, gab seine Jugend ihre Auflösung bekannt.
Sänger Rubinstein, zu dem Zeitpunkt schon schwer heroinabhängig, wurde Dealer, seine ebenfalls drogenabhängige Freundin vom Serienkiller Joel Rifkin ermordet. Rubinstein brachte sich daraufhin 1993 um. Auch andere Gründungsmitglieder haben es nicht bis heute geschafft: Bassist Andy Bryan starb ein paar Jahre nach Rubinstein an einem Herzanfall.
Aber der Punk selbst stirbt bekanntlich trotzdem nicht. 2006 jedenfalls, zwei Jahre nach Ronald Reagans Tod, belebte Bakija die legendäre „Reagan Youth“ neu. Erst nur für einen Auftritt, ein Jahr später folgte die „Resurrection Tour“. Seit letztem Sommer kündigt sich sogar ein neues Album an: über das Leben Dave Rubinsteins. Fertig ist es noch nicht. Aber die „Reagan Youth“ ja auch noch nicht ganz. Heute Abend ist sie quicklebendig im Hafenklang zu hören.
■ Do, 13. 8., 22 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84