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unterm strich

Foto: picture alliance

Nagelrelief-Künstler Günther Uecker ist gestorben

Seine großformatigen Nagelreliefs hängen heute in Museen weltweit. Der Nagel habe eine „Aufdringlichkeit, gepaart mit einem starken Aggressionspotenzial“, sagte Günther Uecker einmal dem Hessischen Rundfunk (HR) zu dem Material, für das der deutsche Nachkriegskünstler besonders bekannt geworden ist. Doch Uecker arbeitete auch mit Sand, Steinen oder Asche, für ihn waren sie Träger von Erinnerung und politischer Aussage. Günther Uecker wurde 1930 in Wendorf im heutigen Mecklenburg-Vorpommern geboren. Als Jugendlicher half er wenige Tage vor Kriegsende beim Begraben der Leichen des Schiffswracks „Cap Arcona“. Später nagelte er aus Angst vor der Roten Armee die Tür des Elternhauses von innen zu – eine „panische, instinkthafte Handlung“, die er als prägend für sein künstlerisches Arbeiten beschrieb. In den 1950er Jahren verließ er, wie sein Malerkollege Georg Baselitz und später Gerhard Richter, die DDR. Er zog nach Düsseldorf, studierte an der dortigen Kunstakademie und trat der Künstlergruppe Zero bei. Die lehnte sich mit neuen Formen gegen eine gesellschaftliche Erstarrung der Nachkriegszeit auf. Immer wieder positionierte sich Uecker mit seiner Kunst politisch. In Peking zeigte er auf Stoff gemalte Appelle für Menschenrechte, 2023 errichtete er in Weimar ein Steinmal zur Erinnerung an die Opfer des KZ Buchenwald. Er verstarb am Dienstag im Alter von 95 Jahren in Düsseldorf.

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