: Viel verdrängt, spät erinnert
ZWANGSARBEIT Die Ausstellung „Sie waren unter uns“ dokumentiert im Ostfriesischen Landesmuseum den Einsatz von Zwangsarbeitern in Emden und Umgebung während des Nationalsozialismus
Übersehen konnte sie damals niemand, trotzdem war bislang nur wenig über ihren Einsatz in Ostfriesland bekannt – und viel wurde verdrängt: Rund 6.000 Menschen wurden während des Zweiten Weltkrieges in Emden und Umgebung in knapp 50 Lagern interniert und zur Arbeit gezwungen: auf die so genannten Fremdarbeiter aus den Niederlanden folgten bald Zwangsarbeiter vor allem aus Frankreich, Italien, Russland, Jugoslawien, Belgien und Polen, die nach Bombenangriffen unter Bewachung zu Aufräumarbeiten gezwungen wurden, auf den Werften, im Straßenbau und in der Landwirtschaft für das nationalsozialistische Deutschland arbeiten mussten. Über hundert von ihnen überlebten die unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen und die Luftangriffe auf Emden, während denen sie nicht in die von ihnen gebauten Luftschutzbunker gelassen wurden, nicht.
An ihr Leid und ihren Anteil an der Geschichte Emdens erinnert seit Ende Februar die Ausstellung „Sie waren unter uns“, die das Ostfriesische Landesmuseum bis Anfang Mai in den Pelzerhäusern zeigt. Enstanden ist die Ausstellung als Kooperationsprojekt von Landesmuseum, dem Emdener Stadtarchiv, dem Bunkermuseum, der Ubbo-Emmius-Gesellschaft, die sich mit der Emder Geschichte vor allem während des Nationalsozialismus auseinandersetzt, und den Berufsbildenen Schulen II Emden. Deren Schüler_innen haben für die Ausstellung unter anderem acht Zeitzeug_innen befragt und Holzstelen mit den Namen der in Emden mit Zwangsarbeit Ermordeten beschriftet.
Begleitend zur Ausstellung ist außerdem ein Buch entstanden, das unterschiedliche Aspekte von Fremd- und Zwangsarbeit im „Dritten Reich“ beleuchtet.MATT
■ Emden: Ausstellung bis 6. Mai, Ostfriesisches Landesmuseum, Pelzerhäuser 11+12, Pelzerstraße 11+12, Di – So, 11 – 18 Uhr