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Archiv-Artikel

Sprung über die Elbe

SONGWRITER-FESTIVAL Viel Hanseatisches und ein beeindruckendes Blues-Folktronica-Ein-Mann-Orchester: Auf dem ersten Stader Hanse Song Festival des Hamburger Indie-Labels Tapete Records ist unter anderem der Brite Denis Jones zu Gast

Was einmal aufgenommen worden ist, ist für Jones nur ein Ausgangspunkt

VON ROBERT MATTHIES

Dass seine Live-Performances außergewöhnlich sind, darin sind sich längst alle einig. Dabei hatte Denis Jones seine Bühnen-Karriere in Manchester noch in ganz klassischer Singer/Songwriter-Manier begonnen: das einzige mäßiges Aufsehen Erregende war, dass der Folkiges in seine Gitarre zupfende Barde aus Lancashire ein wenig aussah wie Will Oldham aka Bonnie „Prince“ Billy – bärtig und ein bisschen kauzig eben. Genau so, wie man es gemeinhin für seine Zunft erwartet.

Was Jones aber in den letzten viereinhalb Jahren daraus gemacht hat, ist ein beeindruckende Klangwände übereinanderschichtendes Blues-Folktronica-Ein-Mann-Orchester, das nicht nur der Guardian sensationell findet. Kern des Ganzen ist zwar weiterhin das eigenwillig-experimentelle Gitarrenspiel des Briten und seine bisweilen an Peter Gabriel oder Damon Gough alias Badly Drawn Boy erinnernde Stimme. Dazu kommen dann allerdings Keyboards, Orgeln und eine ganze Reihe an Effektpedalen, Mixern – und vor allem ein Loop-Gerät: Damit bastelt Jones in stoischer Ruhe komplexe Collagen aus Gitarren-Akkorden, Beatbox-Rhythmen, mehrschichtigen Stimmen und allerlei weltfremden Klängen, die man kein zweites Mal hören wird.

Auf seinem zweiten Album „red + yellow =“ hat er vor zwei Jahren die Ein-Mann-Show auf Vinyl gebannt. Statt Klangwänden sind auf dem Album, für das Jones unter anderem Graham Massey von 808 state und Jon Thorne von Lamb ins Studio eingeladen hat, aber acht eher subtile, ruhige Stücke zu finden. Die überzeugen in ihrer hippiesken Naivität nicht durchgehend. Der sensationellen Live-Erfahrung aber tut das keinen Abbruch: was einmal aufgenommen worden ist, ist für Jones nie mehr als ein Ausgangspunkt.

Überzeugen kann man sich davon am Samstagabend an einem ungewöhnlichen Ort: zu hören ist Denis Jones auf dem ersten Hanse Song Festival, mit dem das Hamburger Independent-Label Tapete Records einen kleinen Abstecher nach Stade macht. Das Programm im festlichen Königmarcksaal im Rathaus, im rustikalen Schwedenspeicher und in der Seminarturnhalle bestreiten neben Jones natürlich vor allem Tapete-Künstler: Label-Gründer Dirk Darmstaedter mit seinem Projekt Me and Cassity, Francesco Wilking, Tess Wiley, Niels Frevert, Bernd Begemann und die Befreiung sowie die Briten Ezio und Lloyd Cole. Außerdem zu hören: Olli Schulz.

■ Stade: Sa, 17. 3., ab 18 Uhr, Königsmarcksaal, Hökerstraße 3, Seminarturnhalle, Seminarstraße 7, und Schwedenspeicher, Wasser West 39, www.hansesongfestival.de