DER RECHTE RANDWIE DIE NEONAZI-SZENE AUF AUSSTEIGER REAGIERT : Wer redet, wird angefeindet
Name, Stadt, Laden – im Gespräch hat Oliver Podjaski viel von sich preisgegeben. Der ehemalige Sänger der Rechtsrockband Hauptkampflinie wusste wie weit er geht – wusste was es bedeutet. „Die Hetze ist in den rechten Foren angelaufen“, sagte er, nachdem die taz seinen Ausstieg aus der Neonaziszene öffentlich machte.
Im Norden sind in den vergangenen Jahren immer wieder Rechtsextreme ausgestiegen. Die Reaktionen aus der Szene waren sehr unterschiedlich. „Asi“ ist bei dem Szeneportal „Thiazi-Forum“ noch die netteste Beschimpfung für den 46-jährigen Ex-Rechtsrockstar.
„Nicht jeder Aussteiger wird bedroht“, sagt Jochen Schmidt von der Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus in Schleswig-Holstein. Reinhard Koch, Leiter des Zentrums Demokratische Bildung in Niedersachsen, führt aus, dass die Reaktionen sehr davon abhängen, wie tief der Aussteiger verankert war und auch, ob er mit Medien oder Behörden geredet hat.
Viele Aussteiger verlassen ohne Aufsehen die Szene. Sie reden mit keiner Beratungsstelle, Zeitung oder Behörde. Zwar versuchten in Bad Lauterberg Neonazis ihren Ex-Kameraden mit Prügeln wieder „auf Linie“ zu bekommen. „Meist wird aber, wenn einer nicht mehr kommt, einfach nur nachgefragt warum nicht“, sagt Koch. Ein beruflicher Wandel werde als Grund schnell hingenommen. „Nicht jedem Mitläufer oder Anhänger aus dem Mittelbau wird nachgeweint“, sagt Koch.
Vor drei Jahren zog Frank Försterling sich den Hass der Szene zu. „Was für einen Mist habe ich da gemacht“, fragte sich der 23-Jährige damals. Nach fünf Jahren war er aus der Hamburger Szene ausgestiegen. Er redete in der taz über die NPD und die Kameradschaften. 2012 wird immer noch im „Thiazi-Forum“ über ihn gehetzt: „Was ist das für ein dummes Ding, das nachts am Baum im Stadtpark hing? Das hängt da so verschwiegen. Ist es wohl ‚ausgestiegen‘?“
Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland