ZU DEN FOTOS IN DIESER BEILAGE
: Japan 

Fast ein Roman für sich oder zumindest eine Kurzgeschichte: Da eröffnet das Goethe-Institut in Kioto ein Haus, in dem Schriftsteller und andere Künstler für ein Vierteljahr leben und arbeiten können, die Villa Kamogawa, so etwas wie eine japanische Villa Massimo. Da wird die deutsche Schriftstellerin Lucy Fricke ausgewählt, zu den ersten Bewohnerinnen dieser Villa überhaupt zu gehören. Einen Roman will sie schreiben, der etwas mit Mangas zu tun hat, und dafür will sie in Japan recherchieren. Vorfreude. Mitte April soll Abflug sein. Aber dann kommt der 11. März 2011. Fukushima.

Tage vor dem Fernseher.

Am Telefon.

Und immer die Frage:

Fliegst du jetzt?

Oder fliegst du nicht?

Schließlich fliegt sie. Als Einzige der Erststipendiaten. So wurde Lucy Fricke zur allerersten Bewohnerin der Villa Kamogawa überhaupt. Und so lernte sie ein Land kennen, in dem zwar die Angst vor atomaren Unfällen überall war, in dem sie aber auch die einzige Touristin weit und breit war. Am vergangenen Wochenende hat die Schriftstellerin ihre Erfahrungen in der Fukushima-Ausgabe der taz erzählt, hier sind jetzt ihre Fotos. Impressionen. Studien in minimalistischen Strukturen. Ungewohnt leere Momentaufnahmen von Orten, die sonst vor Besuchern überquellen. Es ist der erste Mal, dass die Autorin als Fotografin öffentlich in Erscheinung tritt.

Lucy Fricke wurde 1974 in Hamburg geboren und lebt in Berlin. Erst hat sie Jahre beim Film zu gebracht, hinter den Kulissen, als Frau, die für die Continuity u. a. bei „Absolute Giganten“ und „Kurz und schmerzlos“ zuständig war. Dann Studium am Literaturinstitut in Leipzig, 2005 gewann sie den Wettbewerb Open Mike in Berlin, danach schrieb sie bislang zwei Romane, „Durst ist schlimmer als Heimweh“ (Piper, 2007) und „Ich habe Freunde mitgebracht“ (Rowohlt, 2010). Daneben arbeitet sie noch als Journalistin und seit 2010 auch als Organisatorin des Hamburger Literaturfestivals Ham.Lit.

In der taz-Besprechung des zweiten Romans hieß es: „Lucy Frickes ‚Ich habe die Freunde mitgebracht‘ erzählt treffend, unterhaltsam und schnell. Es geht um das Milieu der Berliner Kreativwirtschaft. Was einmal den Subkulturen vorbehalten war, hat sich zu einer kulturellen Norm verhärtet. Vier Figuren – alle Mitte dreißig – schlagen sich damit herum, was sie von den Eltern in die Wiege gelegt bekamen: Du sollst dich selbst verwirklichen.“

Und im Zweifel, darf man nun, wo alles gut gegangen ist, hinzufügen, sollst du unbedingt fliegen.

Und Fotos mitbringen. (taz)