Wildmoser kann vier Jahre nicht ins Stadion

Im Schmiergeldprozess um den Bau der Münchner Fußball-Arena bekommt der ehemalige Chef eine Freiheitsstrafe

MÜNCHEN taz ■ Der frühere Geschäftsführer der Münchner Stadionbau gmbH, Karl-Heinz Wildmoser junior, ist wegen Untreue und Bestechlichkeit zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Die Vorsitzende Richterin Huberta Knöringer sah es als erwiesen an, dass Wildmoser jr. vom österreichischen Baukonzern Alpine 2,8 Millionen Euro Schmiergeld kassiert hat. Als Gegenleistung soll er der Alpine die nötigen Informationen geliefert haben, um den Zuschlag zum Bau der neuen Allianz-Arena in München zu bekommen. Wildmosers Komplize D. wurde zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor sechs Jahre Gefängnis für Wildmoser jr. gefordert. Hingegen werteten die Verteidiger, darunter der CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler, die Zahlungen des Bauunternehmens als legale Provision. Die sei gezahlt worden, weil die beiden Angeklagten der bis dahin im Stadionbau unerfahrenen Alpine den Tipp gegeben hätten, sich gemeinsam mit dem Architekturbüro Herzog & Du Meuron für das Projekt der Allianz-Arena zu bewerben – deren Entwurf sich letztlich durchsetzte.

Das überzeugte das Gericht aber nicht. Denn Wildmoser jr. wurde nach der Entscheidung für die Alpine Geschäftsführer der Stadionbau GmbH und verschwieg die Zahlungen des Konzerns. Auch versuchte, die Geldflüsse trickreich zu verschleiern. Für einen Teil der Summen stellte die von Wildmoser jr. und seinem Vater, damals Präsident des TSV 1860, betriebene Weiße Hirsch Immobilien GmbH (WHI), Scheinrechnungen an den Immobilienmakler D. aus, einen Schulfreund des Juniors. Der kassierte wiederum Geld bei Alpine für angebliche Maklerdienste und ein Projekt mit dem klangvollen Namen „China Ningbo“, das aber nicht existierte. So flossen etwa 1,25 Millionen Euro aus Österreich nach Deutschland.

Die übrigen 1,55 Millionen Euro wurden ebenfalls trickreich transferiert. Die WHI verkaufte im Juli 2003 eine Immobilie in Dresden für 2,22 Millionen Euro an eine Tochtergesellschaft der Alpine, die Acoton. Eine weitere Firma mit Namen Stadtprojekt GmbH – Geschäftsführer: Wildmoser jr. – wiederum verpflichtete sich, das teilweise bebaute Grundstück bis spätestens März 2008 zurückzunehmen, und zwar für bescheidene 670.000 Euro.

Nach dem Strafprozess muss sich Karl-Heinz Wildmoser jr. noch in einem Zivilverfahren verantworten. Die Münchner Stadionbaugesellschaft verlangt von ihm jene 2,8 Millionen Euro zurück, die Alpine gezahlt hat. Nach Auffassung der Gesellschaft hat das Bauunternehmen diese Summe in den Gesamtpreis für den Stadionbau mit eingerechnet. Zudem steht ein weiterer Prozess gegen die Konzernspitze der Alpine bevor.

JÖRG SCHALLENBERG