Nadeln gegen die Sucht

THERAPIE In Eimsbüttel werden suchtkranke Frauen kostenlos akupunktiert. Das hilft ihnen beim Entzug

Nada-Akupunktur soll Suchtkranke beim Entzug unterstützen. Fünf Nadeln bekommen Süchtige in jedes Ohr gepiekst, warten eine halbe Stunde, mehr müssen sie nicht tun.

Nada steht für „National Acupuncture Detoxification Association“ und wurde in den 70er-Jahren in New York entwickelt. Viele Einrichtungen und Kliniken nutzen Akupunktur inzwischen als Ergänzungstherapie. In Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg listet der Nada-Verband Deutschland 31 Anlaufstellen auf.

Eine davon ist der Verein Frauenperspektiven im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel. Der Verein betreut Frauen mit Alkohol- und Drogenproblemen. Seit fast zehn Jahren bietet er auch Nada-Ohrakupunktur kostenfrei an und ist überzeugt, dass sie wirkt. „Ein Hauptproblem beim Entzug ist körperliche und seelische Unruhe“, sagt Christiane Deiting, seit 20 Jahren Suchtberaterin bei Frauenperspektiven. „Die Akupunktur lindert die Unruhe und damit auch den Suchtdruck.“

Sechs bis acht Wochen sollte man sich regelmäßig nadeln lassen, empfiehlt Deiting, zweimal wöchentlich wäre gut. Genadelt wird dabei immer in der Gruppe, das sieht das Nada-Protokoll so vor. Jede Woche kommen bis zu zwölf Frauen in die Räume des Vereins. Nachdem alle genadelt worden sind, bleiben die Frauen sitzen oder legen sich hin. „Die Akupunktur bieten wir vor allem in der Gruppe an, damit alle sehen, dass auch andere suchtkrank sind“, sagt Deiting.

Die eigene Sucht offenbaren oder den Namen nennen, muss niemand, um teilnehmen zu können. „Bei Akupunktur muss man nicht einmal sprechen, sie wirkt auch so“, meint die Suchtberaterin. Und niedrigschwellig sei das Angebot und gerade deshalb oft auch ein Einstieg in einen richtigen Entzug. Den kann die Akupunktur nicht ersetzen, aber wirkungsvoll ergänzen.SOLVEJ LÜDKE