: Zurück zu alten Werten
SICHERE BANK „Sparbrief“ klingt verstaubt? Mit „Öko“ davor erlebt er gerade einen zweiten Frühling, auch mit Kombi-Angeboten
VON HEIDE REINHÄCKEL
Sparkassen und Volksbanken bieten seit einigen Jahren Ökosparbriefe an. Die Konditionen für die festverzinsten Anlageprodukte variieren von Bank zu Bank. Die Laufzeit der Sparbriefe liegt zumeist zwischen zwei und fünf Jahren bei einer Festverzinsung pro Jahr von zwei bis drei Prozent, die Mindesteinlage sowie der Maximumbetrag variieren ebenfalls.
Charakteristisch für Ökosparbriefe ist die Kooperation zwischen Geldinstitut und kommunalem Energieversorger, der die Geldanlage in den Aus- und Aufbau regionaler erneuerbarer Energien investiert. Zudem ist der Ökosparbrief oft mit dem Abschluss eines Ökostromvertrags verbunden. „Sparkassen und Volksbanken besinnen sich gegenwärtig auf ihre alten Werte und expliziten Traditionen. Aber auch Großbanken legen sich punktuell ein ökologisch-soziales Image zu. Das ist eine interessante Entwicklung“, so Sven Remer. Er hat eine Professur für Sozial Banking und Social Finance an der Alanus-Hochschule inne.
Bereits im Oktober 2009 bot die Volksbank Gütersloh gemeinsam mit den Stadtwerken Gütersloh (SWG) den Ökosparbrief GrünAnlage an, das Kontingent war dann 2010 ausverkauft. „Wir waren erstaunt, dass unsere Geldanlage eine so starke Nachfrage ausgelöst hat, obwohl der Zins unter dem üblichen Marktzins lag“, sagt Axel Kirschberger, Prokurist der Volksbank Gütersloh. Die SWG investieren das Geld unter anderem in Fotovoltaikanlagen eine Biogasanlage und in E-Mobilität.
Auch die Volksbank Weingarten legte im November 2011 in Kooperation mit den Technischen Werken Schussental (TWS) einen Ökosparbrief auf und verlängerte das Angebot aufgrund der großen Resonanz bis Ende Juni 2012. „Wir sind eine regionale Bank und die Technischen Werke Schussental ein regionaler Stromanbieter. Mit der Kooperation unterstreichen wir das regionale Prinzip und leisten damit eine Reinvestition in die Region“, erklärt Thomas Hildemann von der Volksbank Weingarten die Motivation für das Geldanlagemodell. Die TWS investieren das Geld unter anderem für den Bau einer Windkraftanlage. Doch sind Ökosparbriefe auch eine sichere Anlageform?
„Der Ökosparbrief ist ein verbriefter Sparbrief der Volksbank und damit durch Sicherungseinlagen geschützt. Die Anlage ist zu 100 Prozent sicher“, sagt Hildemann. Als grüne Geldanlageprodukte erweitern die Ökosparbriefe das Angebot der konventionell ausgerichteten Banken. „Man muss sich darüber klar sein, dass solche Produkte zumeist eine Mischung aus Testballon, Imagepflege und dem ernstgemeinter Versuch sind, Kunden für einen Geschäftsbereich zu interessieren, der Zukunftspotenzial hat“, meint der Social-Banking-Experte Remer. „Nur wenige Banken vertreiben diese Produkte derzeit, weil sie und ihre Kunden davon überzeugt sind, dass dieses Form von Finanzprodukt nicht nur ökonomisch Sinn macht, sondern auch sozial und ökologisch richtig und wichtig ist.“ Auch größere kommunale Energieversorger und Banken probieren das grüne Anlagemodell zur Förderung regionaler erneuerbarer Energien aus.
So zeichnete 2011 die Stadtsparkasse München in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken München den M-Ökosparbrief aus, der innerhalb von vier Wochen ausverkauft war. Der Sparbrief konnte von Energiekunden der SWM erworben werden. Dies angelegten Gelder gingen unter anderem in die Finanzierung des Geothermie-Heizkraftwerkes Sauerlach südlich von München. Mit dem aus Erdwärme gewonnenen Strom sollen nach der Errichtung 2012 bis zu 16.000 Haushalte pro Jahr versorgt werden. Das Angebot wurde ein Erfolgsmodell: In der Bayernmetropole legten 2011 die Kunden 27 Millionen Euro im M-Ökosparbrief an.
Für Anleger, die sich für sichere, ökologische und regionale Investitionsmöglichkeiten interessieren, stellen Ökosparbriefe eine Alternative zu Ökofonds dar. Zudem erleichtert das Vertrauen in die regionale Bank und den regionalen Energieversorger als bekannte Partner die ersten Schritte in Richtung grüne Geldanlage. Trotz der ökologisch-regionalen Ausrichtung der Ökosparbriefe gibt Remer aber zu bedenken, dass es immer noch konsequentere Alternativen gibt, Geld und Gewissen in Beziehung zu setzen: „Generell ist die Nachfrage nach ethisch korrekten Anlageprodukten noch niedrig, wächst aber rasant. Dabei spielt sicher eine große Rolle, dass immer mehr Kunden mit gutem Gewissen Geld mit Geld verdienen wollen. Leider ist jedoch vermutlich nur wenigen von ihnen bewusst, dass sie dies mit noch besserem Gewissen tun können, wenn sie sich dafür an eine der wenigen konsequent sozial-ökologischen Banken wenden.“