LESERINNENBRIEFE :
Sonntagsreden statt besserer Gehälter
■ betr.: „Passiv trägt Weiß“, taz vom 13. 3. 12
Ich kann Frau Herrmann nur zustimmen. Ich arbeite seit über 30 Jahren in der Krankenpflege, und obwohl diese die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen stellt, rangiert sie doch vom Lohnniveau her weit unten. Vor allem die kirchlichen Arbeitgeber tun sich immer wieder besonders hervor, wenn es darum geht ,die Löhne zu drücken. Anstatt ihre gesellschaftliche Macht zu nutzen und politischen Einfluss zu nehmen, geben sich die kirchlichen Träger immer mehr neoliberal, verweigern vernünftige Tarifverträge und lehnen das Streikrecht für ihre Mitarbeiter ab. Trotz großer Sonntagsreden über die Wichtigkeit sozialer Berufe sind die Entscheidungsträger nicht bereit, bessere Gehälter zu bezahlen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Warum können Pflegekräfte zum Beispiel nicht schon – wie Bundeswehrsoldaten – nach einem anstrengenden Arbeitsleben mit 55 Jahren ohne Abzüge in Rente gehen oder zumindest mit 60 Jahren? Was die psychophysische Belastungen betrifft, sind die PflegerInnen sicher auf derselben Stufe wie die SoldatInnen! THOMAS PRÖMPERS, Bonn
Regierung ist dem Volk verpflichtet
■ betr.: „Ende eines klugen Experiments“, taz vom 16. 3. 12
Besten Dank für diesen guten Kommentar, der durch Detailwissen glänzt. Weshalb Sie kluge Politik aber gleich wieder mit der K-Frage verbinden müssen, erschließt sich mir nicht. Stellen sie doch besser die P-Frage! Brauchen wir noch Parteien? Oder besser: Was muss in der Parteiendemokratie verändert werden, damit wir mehr Demokratie bekommen?
Als Wähler haben wir den Anspruch, dass das, was wir wollen, von den momentan regierenden Parteien umgesetzt wird! Und zwar demokratisch, parteienübergreifend, nicht mit Macho/„Basta“-Rhetorik! Die Regierung ist dem Volk verpflichtet, weder den Parteien noch der Industrie!
So oder ähnlich, wie Hannelore Kraft (und Sylvia Löhrmann) regiert haben, sollte praktizierte Demokratie aussehen, sozusagen der Normallfall! Dieses Taktieren, diese „Tricks“, wie Sie schreiben, ist der hohen Verantwortung der Politik in einer res publica unwürdig. Es führt zu Parteien- und sogar Demokratieverdrossenheit! Mögliche Folgen müssten wir eigentlich kennen!
NORBERT VOSS, Berlin
Gegen das Bergrecht kämpfen
■ betr.: „Bergbau bedroht Vulkane in der Eifel“, taz vom 10. 3. 12
„Bergrecht bricht alles“, aber das nehmen wir in der Eifel nicht hin. Wir lassen uns nicht noch mehr Berge „klauen“ (Jacques Berndorf) und streben eine bundesweite Vernetzung mit anderen Initiativen an, die ebenfalls mit dem Bergrecht zu kämpfen haben, damit die dringende Reform dieses veralteten, völlig undemokratischen Gesetzes vorankommt. Das ist dringend nötig, denn das geltende „Bergrecht“ bedroht viele Regionen und einmalige Landschaften in der gesamten Republik. Wir sind zu finden unter www.eifelvulkane.wordpress.com. Dort gibt es auch eine Onlinepetition für alle, die mit uns für den Erhalt der Eifelvulkane stimmen möchten. Danke, dass die taz das Thema aufgegriffen hat.
LYDIA SCHEND, Daun
Die Zahl der Hungernden ist gestiegen
■ betr.: „Lieber Jammern als sich freuen“ u. a., taz vom 16. 3. 12
Ich würde mich ja auch freuen, wenn’s was Gutes zu berichten gibt in Sachen Armut – bloß bin ich auf einen Schlüsselsatz gestoßen, der zeigt, worum es offenbar nicht geht: „Selbst die Nahrungsmittelkrise habe den Trend zu weniger Armut nicht stoppen können“, denn die Zahl der Hungernden ist gestiegen.
Wenn ich mich nicht völlig täusche, wird die Weltbank das Kriterium für Armut ganz Banken-like durch die Verfügbarkeit von Geld messen; die „Datenbasis“ der Weltbank in Sachen Hunger sei „dürftig“, schreibt Hannes Koch. Und findet trotzdem „gute Seiten an der Globalisierung“, denn die „Lage Hunderter Millionen Menschen“ sei dann doch durch „Deregulierung und Privatisierung“ verbessert. Hat sich die Lage derjenigen, die ein paar Dollar mehr in Sklavenarbeit ohne Pinkelpause verdienen und zu Millionen als Wanderarbeiter in China vegetieren, wirklich verbessert? Und der Zugang zu sauberem Wasser durch seine Privatisierung? Da hat Ulrike Fokken („Ohne sparen geht es nicht“) mehr Durchblick: Bei den desaströsen Auswirkungen der Finanzkrise handele es sich „nur um Geld“, mit immer mehr Geld lebten wir trotzdem „über unsere Verhältnisse“. Weil wir nämlich die materiellen, biologischen Lebensgrundlagen durch das Geldmachen als Grundprinzip des Wirtschaftens immer mehr zerstören.
WOLFGANG NEEF, Berlin