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Archiv-Artikel

Hamburg braucht Kau-Kur

UMFRAGE Hamburger haben ein Stress-Problem, Bremen ist Entspannungs-Spitzenreiter – sagt Wrigley

Nur jeder zehnte Bremer fühlt sich gestresst. Dieses Umfrageergebnis verdeutlicht vor allem die Unabhängigkeit des Meinungsforschungsinstituts Forsa: Auftraggeber der Stress-Studie, durchgeführt im Juni/Juli 2009, ist nämlich die Wrigley’s Company. Als weltweit größter Kaugummi-Produzent ist sie vor allem daran interessiert, ihre Produkte als Mittel zur Stressvermeidung anzupreisen.

Hamburg hat den Stress- und Marketingstrategen umso mehr zu bieten: Weit über die Hälfte der dort Befragten empfindet den Lärmpegel als „hoch“ oder „sehr hoch“, auch in Sachen Verkehrsbelastung liegt die Elbmetropole an dritter Stelle unter den 1.005 interviewten EinwohnerInnen der zehn größten deutschen Städte. In Bremen hingegen liegt die gefühlte Verkehrsbelastung mehr als 50 Prozent unter dem Durchschnitt.

Hamburg erweist sich somit als prädestiniert für eine Kaugummi-Offensive – schließlich hat das 2006 in Chicago gegründete „Wrigley Science Institut“ (WSI) heraus gefunden, dass „kleine Hilfen wie Kaugummikauen“ dazu verhelfen, „trotz Verkehrschaos gelassen ans Ziel zu kommen“. Die Kaubewegungen führten zu einer besseren Hirn-Durchblutung. Diesen Effekt benötigen die Hamburger offenbar auch, um ihre Selbsteinschätzung realistischer zu gestalten: In den Kategorien „freundlich“, „offen“, und „hilfsbereit“ geben sie sich Spitzenwerte, die nur von den Kölnern übertroffen werden. Als „unhöflich“ bezeichnen sich nur acht Prozent der Hamburger, die anderen Großstädter liegen hier im Schnitt bei 19 Prozent.

Was wiederum dem Entspannungs-Spitzenreiter Bremen fehlt, sind ausreichende Freizeitangebote für Kinder. Hier kommt Hamburg groß heraus, ebenso in Bezug auf Pflanzen: 85 Prozent der Befragten – im Schnitt sind es nur 70 – halten die städtischen Grünflächen für ausreichend. Schade nur, dass unter den Hamburger Parkbänken bald so viele Kaugummis kleben. HENNING BLEYL