: Wollitz redet seine Mannschaft schlecht
TIEFSTAPLER Der VfL Osnabrück schlägt Unterhaching mit 4:1 – aber der Trainer spricht vom Klassenerhalt
TRAINER CLAUS-DIETER WOLLITZ
Vor zwei Wochen bemängelte Trainer Claus-Dieter „Pele“ Wollitz noch, dass die Mannschaft viel früher hätte unter Aufstiegsdruck gesetzt werden müssen. Doch nach der 3:0-Niederlage des VfL Osnabrück am letzten Wochenende in Kassel ist die Abstiegszone der Dritten Fußball-Liga näher als die Aufstiegsplätze. Nicht nur das hochgesteckte Ziel namens Zweite Liga ist weg, auch der Druck auf die Spieler. Das zeigte sich am Samstag beim Heimspiel gegen die SpVgg Unterhaching.
Gegen müde wirkende Bayern lag Wollitz’ Elf schnell mit 3:0 in Führung. Der Auftritt der Osnabrücker wirkte zumindest in der ersten Halbzeit befreit und dadurch wesentlich spielfreudiger als in den vergangenen Partien.
Das zeigt aber auch, dass die Anforderungen zu hoch waren und eine moderate Ausrichtung der Saisonziele dem jungen Team besser getan hätte. Die Spiellust war im Kampf um den Anschluss an die Tabellenspitze verloren gegangen. „Es war gut für uns, nicht auf die Tabelle zu gucken“, meinte Kapitän Claus Costa nach der letztlich mit 4:1 gewonnen Partie. „Wir sollten uns keine großen Ziele setzen“, stimmte Kevin Kampl zu. Doch für Wollitz ist das keine Frage der Psychologie, sondern der Spieler, ließ er seiner Enttäuschung freien Lauf. „Ich glaube, mit dieser Mannschaft kann man auch in der nächsten Saison nicht aufsteigen“, wetterte der Coach. Man brauche in Osnabrück eine andere Qualität.
„Wenn diese Qualität nicht finanzierbar ist, dann muss man sich an mageren Drittligafußball gewöhnen.“ Wollitz’ deutliche Worte überraschen, denn als er im Winter von Cottbus zu den Niedersachsen zurückkehrte, war er von den Akteuren noch begeistert. Die guten Auftritte des VfL zu Beginn der Saison, der teils traumhafte Fußball mit guten Kombinationen und technischer Virtuosität sind offensichtlich vergessen. Man sollte sich eher fragen, warum die Spieler diese Begeisterung verloren haben. An Wollitz liegt das nicht, wenn es nach Wollitz geht. „Ich glaube, dass ich das so machen musste, wie ich es gemacht habe. Die Lethargie sollte verscheucht werden“, rechtfertigt der einst als Motivationskünstler gelobte Fußballlehrer seine enormen Ansprüche an die Mannschaft.
Jetzt ändert der einstige Osnabrücker Hoffnungsträger seine Taktik und schiebt die Schuld für die Erfolglosigkeit auf die Vereinsführung. „Wenn die finanzielle Situation sich nicht verändert, kann man sich von der Spitze in der Dritten Liga verabschieden. Wir müssen die Qualität in der Breite und individuell erhöhen. Das ist im Moment nicht möglich, leider.“ Die Blickrichtung hat sich nun geändert. „Wir müssen schnellstmöglich die Punkte holen, um nicht nach unten zu rutschen.“ Das neue Ziel lautet offensichtlich: Klassenerhalt. Das sind die Fans aus der letzten Saison schon gewohnt.HEIKO OSTENDORF