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Archiv-Artikel

Zeit fürs Lieblingsthema

Unterrichtsausfall an Hamburgs Schulen: GAL fordert flächendeckende Erhebung im kommenden Schuljahr. Die CDU hat die gleiche Idee

Der Unterrichtsausfall sei „minimiert“, sagt der Senat, belegen kann er dies aber nicht

Von Kaija Kutter

Eine Szene aus einer Wandsbeker Grundschule im Winter 2004/2005: Es hat geläutet, die Lehrerin der Klasse 4 b wundert sich, warum es in der 3 b im Stockwerk drüber so laut ist und geht hoch. Die Antwort ist klar: Die Klassenlehrerin ist krank und außer ihr noch diverse Kollegen, so dass die 28 Kinder ohne Aufsicht sind. Ein Extrembeispiel, das sich in dieser Form nicht wiederholte. Als die Schulleitung erneut keine Vertretung für die kranke Lehrerin fand, wurde die 3 b in der letzten Stunde mit der Nachbarklasse zusammengelegt.

Unterrichtsausfall, davon ist GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch überzeugt, ist in Hamburg wieder ein Thema, dies zeigten die Klagen von Eltern. Doch der Senat weicht in seiner jüngsten Antwort auf eine GAL-Anfrage aus: Der Unterrichtsausfall sei „minimiert“, heißt es dort, seit es in dem seit 2003 gültigen Arbeitszeitmodell pro Lehrerstelle eine feste Vertretungsstunde gebe. Statistisch belegen kann der Senat dies aber nicht.

„Die CDU interessiert ihr einstiges Lieblingsthema offenbar nicht mehr“, schlussfolgert Goetsch, die der Auskunft misstraut. Wurde doch die Lehrerversorgung seit drei Jahren kräftig ausgedünnt, wird die Lage auch noch schlimmer. Rein rechnerisch sind die Schulen derzeit noch mit 319 Stellen „Überhang“ ausgestattet, die ihnen im neuen Schuljahr nicht mehr zustehen.

Und dass der Unterrichtsausfall mit der von oben verfügten Pflichtvertretungsstunde nicht behoben ist, mahnt sogar die mit der Evaluation des Arbeitszeitmodells beauftragte Firma „Mummert Consulting“ in ihrem Bericht an. Grundschullehrer zum Beispiel können diese Pflichtstunde in der von 8 bis 13 Uhr beschränkten Unterrichtszeit gar nicht unterbringen.

Die GAL beantragt nun, dass der Unterrichtsausfall im Schulhalbjahr 2005/06 „flächendeckend“ untersucht wird und die Bildungsbehörde spätestens im März 2006 darüber „Bericht“ erstattet. Die letzte derartige Erhebung hatte es von November 1999 bis Januar 2000 gegeben, woraufhin der rot-grüne Senat einräumen musste, dass monatlich 20.000 Stunden fehlen.

Die Untersuchung wird es geben, allerdings auf Antrag der CDU, die laut Schulpolitiker Robert Heinemann die gleiche Idee hatte. „Unterrichtsausfall bleibt unser Lieblingsthema“, sagt Heinemann. Um diesen zu beheben, habe die CDU „zahlreiche Maßnahmen“ wie von den Anmeldeverbünden bis hin zu „27 Kinder in der 1. Klasse“ getroffen. Es sei nun „Zeit“ zu prüfen, ob dies wirke.