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Archiv-Artikel

Wachsames Auge auf Kinder

In Berlin werden bundesweit die meisten Fälle von Kindesmisshandlungen gemeldet – weil nirgendwo sonst Nachbarn so sensibel für diese Problematik sind, sagt die Polizei

In Berlin werden immer mehr Misshandlungen und Vernachlässigungen von Kindern gemeldet. Mit 398 registrierten Misshandlungen und 255 Vernachlässigungen lag die Hauptstadt 2004 damit im Ländervergleich bundesweit an der Spitze – im Vorjahr waren es 361 Misshandlungen gewesen. „Allerdings führen wir den Anstieg und die insgesamt hohe Zahl in erster Linie auf unsere massive Öffentlichkeitsarbeit und Plakataktionen mit Notrufnummern zurück“, sagte gestern Kriminaloberrat Michael Havemann, Leiter des bundesweit einzigartigen Dezernats für Delikte an Schutzbefohlenen.

Auch diese Fachkompetenz sei für die hohe Zahl bearbeiteter Fälle verantwortlich: „Denn sobald wir einen Anruf kriegen, fahren wir auch los.“ So gab es 2004 in Berlin 11,75 Misshandlungs- und 7,53 Vernachlässigungsdelikte pro 100.000 Einwohner. Bei den Misshandlungen folgten Brandenburg (5,59) sowie Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Thüringen (je um 4,3). Schlusslicht war Hamburg (1,44).

In Berlin seien es oft die Nachbarn, die die Polizei informierten. Manchmal beträten die Beamten dann Wohnungen, in denen Kindern wie auf Müllhalden lebten, berichtete Kriminalhauptkommissarin Gina Graichen. Noch schwerer als körperliche Verletzungen oder Vernachlässigungen seien seelische Misshandlungen festzustellen, betonte Havemann. „Da bleibt das Kind ja äußerlich unversehrt. Dafür wird sein Hamster geschoren, der Teddy verbrannt oder das Haustier aus dem Fenster geworfen.“ DPA