: Gefährliche Unfälle nach Rahmenbruch
MOBILIÄT Ein Viertel der gemeldeten Schäden an Rädern geht auf riskante Rahmendefekte zurück
ADFC-TECHNIKEXPERTE KOLJA OPPEL
BERLIN taz | Fahrrad fahren kann gefährlich sein, wenn der Fahrer oder andere Verkehrsteilnehmer nicht aufpassen – oder wenn das Material versagt. Dieses Problem treibt den Radfahrerclub ADFC immer stärker um. „Vor allem Rahmenbrüche können gefährlich werden“, sagte ADFC-Sprecherin Bettina Cibulski der taz. Besorgniserregend: Ein Viertel der Fahrradschäden, die dem ADFC gemeldet werden, sind Rahmenbrüche.
Die Folgen solcher Brüche können verheerend sein: 15 Prozent der in der Schadensdatenbank des ADFC eingetragenen Rahmenschäden führten zum Unfall, teilweise mit erheblichen Personenschäden. Besonders bei den Tiefeinsteigerfahrrädern, die einen sehr niedrigen Einstieg und einen Rahmen aus nur einem Rohr haben, lässt sich bei einem Bruch des Rahmens ein Sturz kaum vermeiden. Das ist konstruktionsbedingt: Wenn beim klassischen, dreieckförmigen Rahmen ein Teil bricht, erhalten die beiden anderen Schenkel des Dreiecks oft zunächst eine gewisse Stabilität, sodass der Fahrer oder die Fahrerin zum Stehen kommen kann.
So schlimm die Folgen materialbedingter Radunfälle auch sind, über ihre Zahl gibt es nur Vermutungen. „Unsere Statistik ist nicht repräsentativ“, sagt Cibulski. Wer den Materialschaden dem ADFC melde, tue dies freiwillig. Vermutlich sei auch der Anreiz, Schäden zu melden, höher, wenn sie gravierend sind – daher der hohe Anteil gemeldeter Rahmenschäden. Aber auch die absolute Zahl der Meldungen dürfte nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit abdecken. Seit November 2010 betreibt der Radlerclub seine Schadensdatenbank – gemeldet wurden seitdem rund 250 Vorfälle.
„Es ist wichtig, dass Hersteller Schadensmeldungen von Endverbrauchern bekommen“, sagt ADFC-Technikexperte Kolja Oppel. Bevor ein Hersteller einen Rückruf veranlasse, benötige er Informationen, dass eines seiner in Verkehr gebrachten Produkte ein Risiko für die Gesundheit von Menschen birgt. „Dass mögliche Probleme an Fahrradrahmen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen sind, wissen auch die Hersteller.“ Dies bestätigte zuletzt der Rückruf eines Herstellers. Die Firma Stevens hatte zuletzt Räder mit Tiefeinsteigerrahmen „Modell Forma“ zurückgerufen – und zwar alle Räder, die zwischen 2002 und 2008 produziert wurden. Die Kunden wurden dringend gebeten, die Räder nicht mehr zu benutzen, sondern umzutauschen.
Der ADFC bittet Radfahrer, Gutachter und Händler, Schäden unter www.adfc.de/schadensmeldung zu melden. Cibulski: „Wir wollen die Sicherheit der Fahrräder weiter erhöhen.“ Dazu müsse man wissen, was nicht in Ordnung ist. RICHARD ROTHER