Größter Wohnungsdeal im Pott

200.000 MieterInnen im Ruhrgebiet haben einen neuen Vermieter: Der Annington-Konzern kauft Viterra und zahlt einen überraschend hohen Preis. BewohnerInnen fürchten jetzt steigende Mieten

von ANNIKA JOERES

Deutschlands größter Wohnungsverkauf beunruhigt MieterInnen im Ruhrgebiet. Sie befürchten Mieterhöhungen durch den Verkauf des Essener Immobilienkonzerns Viterra an die Deutsche Annington Immobilien Gruppe. Der Handel war schon seit Monaten angekündigt, überraschend ist der hohe Preis: Sieben Milliarden Euro zahlt der britische Konzern für die zusammen genommen knapp 150.000 Wohnungen.

Der hohe Kaufpreis macht den MieterInnen der Viterrawohnungen Sorgen. „Dieser Preis erhöht den Druck, Mieten zu erhöhen und Wohnungen gewinnbringend weiter zu verkaufen“, sagt Helmut Lierhaus vom Mieterforum Ruhr. Auch die Geschäftsform der Annington beunruhigt. Sie gehört zu dem britischen Beteiligungsunternehmen Terra Firma und ist ein so genannter „private equaty fonds“. „Die MieterInnen müssen damit rechnen, dass ihre Wohnungen zum Spekulationsobjekt werden“, sagt Lierhaus.

Die Mietervereine wollen sich nun mit Annington an einen Tisch setzen. Sie fordern ein Dauerwohnrecht für alle. Darüber aber will das Unternehmen noch keine Auskünfte geben. „Der Verkauf ist so frisch, da können wir noch nichts verkünden“, sagt Dirk Schmitt, Sprecher von Annington in Düsseldorf zur taz. Man wolle aber die so genannten Härtefallregelungen von Viterra übernehmen. Diese besagen, dass ältere oder gebrechliche MieterInnen nicht aus der Wohnung verwiesen werden dürfen. „Langfristig haben wir nur Erfolg, wenn wir uns mit den MieterInnen gut stellen“, sagt Schmitt. Annington sei ein „sozialverträglicher Privatisierer“.

Unterstützung erwarten die MieterInnen auch vom Städtebauminister Michael Vesper (Grüne), der schon im vergangenen Jahr Moderationsrunden mit Viterra einläutete. „Ich werde Gespräche mit dem neuen Eigentümer aufnehmen“, kündigte Vesper an. Dabei wolle er auf das Einhalten der Schutzklauseln drängen. Das „Drängen“ sei allerdings nicht verpflichtend, muss seine Sprecherin Mirjam Grotjahn zugeben. „Vesper hat kein Druckmittel“, sagt sie. Die Wohnungsverkäufe seien Abläufe im Wirtschaftsraum, die von der Politik nicht überwacht und gesteuert werden könnten.