Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Marsal – Marschall Titos Geist“ (OmU)25. 5. im Babylon Mitte„Tabu“23. 5. im Arsenal 1„Robotic Angel“20. 5. im Filmmuseum Potsdam

Mit „Marsal“ (1999) schuf der kroatische Regisseur Vinko Bresan eine bittere Satire auf die Befindlichkeiten der Nachwendezeit: Während nicht wenige Leute mit verklärtem Blick auf den Kommunismus zurückblicken, blüht das freie Unternehmertum. So ist es ein ausgesprochener Glücksfall für alle, als plötzlich auf einer Adria-Insel der Geist von Ex-Staatschef Tito erscheint. Ein findiger Unternehmer macht in dem Geist sofort enorme Wachstumschancen für den Tourismus aus, Titos Anhänger hingegen sind davon überzeugt, mit dem Wiedergänger in Uniform die Macht zurückerobern zu können. Und während sich ein müder Inselpolizist mehr oder weniger eifrig darum bemüht, diese Merkwürdigkeit aufzuklären, werden alsbald wieder Paraden mit roten Fahnen abgehalten und Schauprozesse veranstaltet. Agenten des Geheimdienstes sorgen schließlich für weitere Verwirrung. Dass sich das „Gespenst“ in dieser bösen Groteske am Ende als entsprungener Irrer erweist, ist kaum weiter verwunderlich.Robert Flahertys letzter Versuch, einen möglichst authentischen Film in der Südsee zu drehen, führte ihn 1928 mit F. W. Murnau zusammen. Doch bei der Arbeit an „Tabu“ auf Tahiti gab es Streit: Weil ihm Murnaus eher romantischer Ansatz der Geschichte nicht gefiel, reiste Flaherty ab. Murnau vollendete den Film allein, und die Inszenierung trägt deutlich die Handschrift des deutschen Regisseurs: Vor allem die Art und Weise, in der Murnau die verschiedenen Bedrohungen für das eingeborene Liebespaar filmt, erinnern nicht von ungefähr an seinen Horrorklassiker „Nosferatu“. Da hilft auch kein Südsee-Flair.Eine der interessantesten Manga-Verfilmungen drehte der japanische Regisseur Rintaro mit seinem Anime „Robotic Angel“ (2000), für das er sich den berühmten „Metropolis“-Comic des Manga-Großmeisters Osama Tezuka aus den späten 40er-Jahren als Vorlage nahm. Die Hintergründe der (retro-)modernen Riesenstadt Metropolis mit ihren Art-déco-Fassaden entstanden dabei am Computer, die Figuren in traditioneller Handzeichnung. Die Topografie der Stadt mit einer Ober- und mehreren Unterwelten erweist sich als besonders faszinierend: An der Oberfläche befindet sich eine weitläufige, automatisierte und streng geordnete graue Betonwelt, derweil die Menschen in der Zone 1 unter chaotischen Umständen hausen: Hier regieren Kriminalität und das pralle Leben. In der nahezu menschenleeren Zone 2 befinden sich Maschinen und Kraftwerke; in einer dritten finsteren Unterwelt sammelt sich der Abfall an, der von Müllrobotern weggekehrt wird. Erzählt wird die tragische Geschichte des perfekten Robotermädchens Tima, das gemeinsam mit dem Neffen eines Detektivs vor den Häschern des Großindustriellen Duke Red fliehen muss, der Tima für seine Pläne zur Eroberung der Welt benötigt. Zudem macht Tima einen schrecklichen Selbsterkenntnisprozess durch: Als sie am Ende feststellt, dass sie gar kein Mensch, sondern lediglich ein Androide ist, setzt sie die vollständige Vernichtung von Metropolis in Gang … Lars Penning