: Wenn die Fahrgäste dem Busfahrer helfen müssen
Der Bus am Hermannplatz fährt nicht ab. Beim Fahrer hektisches Gerede, Telefonieren. Die Polizei kommt. „Notfall“, sagt der Berliner Wachtmeister. „Alle aussteigen, hier geht’s nicht weiter.“
Ich steige aus, der Beamte kommt an mir vorbei. Papa war auch Beamter, vielleicht bin ich da mal freundlich. „Vielen Dank, Herr Polizist!“, rufe ich. „Imma gerne, imma gerne“, meint der, setzt sich in seinen Dienstwagen, gibt ordentlich Gas, fliegt fast über die Straße – mit offener Fahrertür. Kurz überlege ich, ob die Polizeiserie „Alarm für Cobra 11“ ein Dokumentarfilm ist.
Wir steigen in einen neuen Bus, der auch nicht fährt. Der Busfahrer übers Mikro: „Liebe Fahrgäste, ich müsste zurücksetzen, da brauche ich jemand, der mich einweist.“ Ich steige aus und winke dem Fahrer. Wieder im Bus klatschen die Fahrgäste Applaus. Das habe ich gut gemacht! „Haben Sie keine Rückfahrkamera?“, frage ich den Fahrer. „Doch“, sagt der, „aber wegen der Sicherheit soll immer jemand gucken.“
Berlin-Neukölln
330.000 Einwohner*innen.
Der Hermannplatz ist das Zentralgestirn des Berliner Bezirks, im Orbit drehen sich Karstadt, tägliche Demos, krasse Armut und Menschen aus über 150 Ländern.
Mein Ruhm hält bis abends an. Dann teilt das Lokalblatt online mit, dass in Köpenick die Fahrgäste aussteigen und ihren Bus schieben mussten, weil die Straße am Hang zu glatt war. Jürgen Kiontke
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