OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Die Fritz-Lang-Retrospektive des Zeughauskinos zeigt in den kommenden Tagen mit „Fury“ (1936) und „Beyond a Reasonable Doubt“ (1956) den ersten und den letzten Film, den der Regisseur in Hollywood drehte: zwei düstere Kriminalfilme, die um Gerichtsverhandlungen kreisen, in denen jeweils gefälschte Beweise vorgelegt werden. Die Hauptfigur von „Fury“ ist der Durchschnittsamerikaner Joe Wilson (Spencer Tracy), der in einem Provinznest einen Albtraum erlebt: Er wird mit einem Kidnapper verwechselt und ins Gefängnis gesteckt, das von einem von Vorurteilen und Alkohol befeuerten Mob angezündet wird. Joe, der dem Lynchmord lediglich durch Zufall unentdeckt entrinnen kann, lanciert nunmehr im Prozess gegen seine Peiniger anonym gefälschte Beweise, die schließlich zur Verurteilung der Angeklagten führen. In „Beyond a Reasonable Doubt“ scheint hingegen ein Journalist (Dana Andrews) eine Kampagne gegen die Todesstrafe zu führen, indem er sich – ebenfalls dank gefälschter Beweise – als Frauenmörder verurteilen lässt. Doch als die Beweise für die Unschuld vernichtet werden, ist er in Schwierigkeiten. Und seine Verlobte (Joan Fontaine), die sich nun als Amateurdetektivin aus Not durch ein Geflecht von Lügen und dummen Zufällen kämpft, macht bald die unangenehme Entdeckung, dass ihr Freund gar nicht so unschuldig ist, wie er tut. Beide Filme repräsentieren Langs von tiefem Pessimismus geprägtes Universum: Welten voller Schuld und Rache tun sich auf, in denen Hass, Zynismus und Manipulationen regieren. (Fury, OF, 25. 3., Beyond a Reasonable Doubt, OF m. span. U, 24. 3. Zeughauskino)

Das „Camp/Anti-Camp“-Festival im HAU ist bereits vorbei, das Arsenal zeigt Filme zum Thema Camp – Kurzdefinition des schwer zu fassenden Begriffs: mehr Stil als Inhalt; wichtig wurde das vor allem für die queere Subkultur – allerdings noch bis Mitte April. Dazu gehört auch die 1923 unter der künstlerischen Federführung der exzentrischen russischen Schauspielerin Alla Nazimova entstandene Verfilmung von Oscar Wildes „Salome“, bei der die Designerin Natacha Rambova die Jugendstildekorationen und -kostüme ganz im Stile des britischen Künstlers Aubrey Beardsley gehalten hat. (OF, 23. 3. Arsenal)

Eine Reihe mit Karl-May-Verfilmungen präsentiert das Babylon-Kino, und wenig überraschend stehen dabei die Abenteuer von Winnetou und Old Shatterhand im Mittelpunkt. Und schlecht waren die auf eine ungebrochene Darstellung von Mythen setzenden Teutonen-Western ja auch wirklich nicht, insbesondere, wenn der versierte Handwerker Harald Reinl Regie führte. Der in seiner Rolle als Winnetou das Kinopublikum ungemein überzeugende französische Schauspieler Pierre Brice wird am 24. 3. im Rahmen einer Veranstaltung anwesend sein, in der neben „Der Schatz im Silbersee“ (1962) auch eine neue Karl-May-Biografie und ein TV-Porträt von Brice vorgestellt werden. (Der Schatz im Silbersee 24.–26./28. 3., Winnetou I, 24.–26./28. 3., Winnetou II 24./25./27./28. 3., Winnetou III 24./25./27. 3. Babylon Mitte) LARS PENNING