: „Bessere Position“
DFB-Kotrainerin Silvia Neid über Turbine Potsdam und den möglichen Gewinn des Uefa-Cups am Samstag
taz: Frau Neid, der deutsche Frauenfußball ist nicht erst seit dem WM-Titel 2003 äußerst erfolgreich. Wie sehr ist seine Entwicklung von weiteren Triumphen abhängig, zum Beispiel vom Uefa-Cup-Gewinn von Turbine Potsdam am Samstag?
Silvia Neid: Frauenfußball ist hierzulande in seinen Strukturen inzwischen zu gefestigt, als dass einzelne Titel direkten Einfluss ausüben könnten. Dennoch hat auch der Ausgang der Finals gegen Djurgarden seine Bedeutung, in erster Linie aber für den Verein, also Turbine, der vom Cup-Gewinn profitieren würde.
Welcher Profit? Im Gegensatz zu den Männern gibt es bei den Frauen selbst im Siegesfall keine Prämie von der Uefa?
Wichtig ist allein schon, dass nach dem Hinspiel in Schweden auch das Rückspiel live im Fernsehen zu sehen ist. Dadurch kommt Turbine gegenüber den Sponsoren in eine bessere Position, vielleicht wird der Verein dadurch auch für überregionale Firmen interessanter. Außerdem geht es auch an den Spielerinnen anderer Klubs nicht vorüber, welche Bühne in Potsdam inzwischen geboten wird.
In einer Woche steht mit dem DFB-Pokalfinale das nächste Highlight an. Ein Feiertag?
Ja, vor allem für die Zuschauer, die mit dem FFC Frankfurt und Turbine Potsdam nicht nur die zwei besten deutschen Teams erleben werden, sondern auch packenden Angriffsfußball.
Das Berliner Finale gilt als Werbung für den Frauenfußball. Wie wichtig ist diese?
Das Gros der Leute, die beim Frauenfinale im Stadion sitzen, verstehen die Partie weiterhin nur als Vorspiel. Eben diese Zuschauer gilt es vom Frauenfußball zu überzeugen. Insofern bleibt das Spiel beste Werbung.
Als Köln kürzlich einen Nachfolger für Trainer Huub Stevens suchte, brachte der TV-Entertainer Harald Schmidt Bundestrainerin Tina Theune-Meyer ins Spiel. Ein Witz?
Ich habe mich durchaus amüsiert. Aber warum sollte die Zeit nicht reif sein, dass eine Frau einen Trainerstuhl in der ersten oder zweiten Bundesliga der Männer besetzt? Tina hätte ohne weiteres das Zeug dazu.
Sie auch, Frau Neid?
An Durchsetzungsvermögen und – ohne arrogant klingen zu wollen – an Kompetenz fehlt es mir nicht. Allerdings sehe ich mein Aufgabenfeld in den nächsten Jahren ganz klar im Frauenfußball.
Noch haben Sie den Vertrag für die Nachfolge von Bundestrainerin Tina Theune-Meyer nach der EM in England im Juni nicht unterzeichnet. Warum?
Die Verhandlungen laufen noch – und beide Seiten wollen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Was würden Sie ändern?
Viel zu ändern gebe es nicht. Schließlich bin ich seit 1996 als Kotrainerin tätig, außerdem spielt die Mannschaft konstant erfolgreich. Dennoch müssten wir uns weiterentwickeln, weil viele Teams aus der zweiten Reihe, wie zum Beispiel Nigeria, große Sprünge machen. Die Tage, in denen die Weltspitze aus vier Mannschaften bestand und bei den großen Turnieren eine Halbfinalteilnahme garantiert war, sind langsam gezählt.
Warum wird Deutschland im Juni wieder Europameister?
In erster Linie wegen unseres Potenzials in der Offensive. Wenn wir unser druckvolles Angriffsspiel aufziehen können, ist es für jeden Gegner schwer, uns zu schlagen. Unser Ziel heißt jedenfalls ganz klar Titelverteidigung.
INTERVIEW: MATHIAS LIEBING