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Kahler Sauerländer

Deutsche Berge dürfen keine Personen werden

Kahles Foto: ap

Der Mount Taranaki ist ein knuffiger Stratovulkan auf der Nordinsel Neuseelands, der ganz selten die Contenance verliert. Zuletzt brach der Maranaki Maunga, wie ihn die Maori respektvoll nennen, im Jahr 1854 aus. Ansonsten beschränkt sich der Berg auf ein paar unvorsichtige Kraxler, die er jährlich an seinen eisigen Flanken erdrückt, manchmal schickt der alte Schlawiner ein Schlamm- und Schuttlawinchen zu Tal. Wegen seiner zutiefst freundlichen Natur wurde der 2.518-Käsehoch nun als „verehrter Vorfahre“ und „Quelle physischer, kultureller und spiritueller Nahrung“ geehrt und laut AP-Bericht aus dem Basislager in Wellington „zur juristischen Person erklärt“, die alle „Rechte und Pflichten eines Menschen“ besitzt. Leider lässt die lebensfeindliche Arschlochnatur unserer Breiten eine ähnlich liebevolle Anthropomorphisierung hiesiger Landmarken nicht zu. Man stelle sich nur vor, was ein fleischgewordener Kahler Asten – mit seinen 841 Metern nach Friedrich Merz der protokollarisch zweithöchste Sauerländer im Land, hierzulande anrichten würde. Auch einem Watzmann, Erbeskopf oder einem Großen Hundstod möchte man realiter nicht begegnen.

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